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Geht’s noch?Mutig rückwärts

Hollywood arbeitet an einer neuen „Star Trek“-Serie, und wir lassen uns gerne mit dem immer gleichen alten Schmarrn füttern

Film und Fernsehen recyceln ja gerade so ziemlich alles, was in den 70ern und 80ern Strumpfhosen anhatte oder in den 90ern geschockt hat. Dazu gibt es von „Herr der Ringe“, „Alien“ und „Jurassic Park“ Sequels, Prequels und Inquels, die angeblich niemanden aus den Socken hauen – und trotzdem dreistellige Millionenbeträge einspielen. In absehbarer Zeit ist gewiss auch mit einer Reunion der „Gilmore Girls“ zu rechnen. Dann als „Golden Girls“. In 3-D.

Nun also noch eine „Star Trek“-Serie. Dabei gibt es doch schon mehr als genug dreimal aufgewärmten kalten Kaffee. Wollen wir nicht mal was Neues sehen? Anscheinend nicht.

Den Machern kann man nichts vorwerfen. Sie wissen um unseren Nostalgie-Fetisch und kriegen Dollarzeichen in den Aug­äpfeln, wenn sie ein noch unverfilmtes Marvel-Comicbuch auf dem Dachboden finden.

Denn so viel ist klar: Wir ziehen’s uns rein. Hauptsache, es gibt Gut und Böse und am Ende siegen Liebe und Integrität. Gleichzeitig heucheln wir Interesse an innovativen Unterhaltungsformaten. Wollen mehr komplexe Figuren, mehr Frauen, mehr aus dem Leben Gegriffenes. Klar, hin und wieder lassen wir uns einen Knochen à la „Orange is the New Black“ zuwerfen. Aber schnell lockt wieder das Buffet des Altbekannten. Das muss endlich aufhören.

Die neue Star-Trek-Serie: einfach nicht angucken! Es lohnt sich nicht, außer die Crew besteht mehrheitlich aus alleinerziehenden Lesben of Color, die als gesuchte Terroristinnen die Korruption in der scheinbar ach so friedlichen Föderation der Planeten bekämpfen. Per Cyber-Warfare.

Wir lieben Remakes nicht, weil früher alles besser war. Sondern weil wir denkfaul sind. In den paar Minuten Sofazeit zwischen Feierabend und Schlafengehen wollen wir das Vertraute, das uns einkuschelt und wärmt und keine Anforderungen stellt.

Doch irgendwann sind die Ressourcen erschöpft, ist alles drei-, vier-, fünfzigmal verfilmt worden. Dann haben wir vergessen, wie man sich auf Neues einlässt. Haben die Chance verpasst „to boldly go where no man has gone before“.

Peter Weissenburger

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