piwik no script img

Geheimes Netz

■ In allen Ostberliner Rathäusern arbeiteten bis zuletzt geheime Nachrichtenbüros mit Zutritt für die Stasi

Berlin (dpa) - In allen elf Ostberliner Rathäusern hat es bis zur vergangenen Woche funktionierende geheime Nachrichtenbüros gegeben, die direkt mit dem DDR -Innenministerium und dem Roten Rathaus verbunden waren. Die im Mai neugewählten Bürgermeister wußten nichts von der Existenz derartiger Räume, zu denen bis zuletzt offenbar nur SED- und Stasi-Leute Zutritt hatten. Die Existenz der mit Fernschreibern und Telefonen bestückten Büros wurde am Mittwoch von Thorsten Schilling, Pressesprecher des Ostberliner Stadtrates für Inneres, bestätigt. Bereits am Freitag vergangener Woche hatte der Bürgermeister des Bezirks Mitte, von codierten Fernschreiben berichtet, die noch Anfang Juli aus einem jetzt verplombten Raum gesendet worden seien. Eine Übergabe der Amtsgeschäfte an die neuen Hausherren habe in der Regel nicht stattgefunden, sagte Schilling, so daß die Existenz der Büros lange Zeit verborgen bleiben konnte. Die Leitungen seien jetzt gekappt. Eine Arbeitsgruppe werde sich mit der Struktur des Netzes beschäftigen. „Geheimdienstliche Aktivitäten“ seien nicht auszuschließen, aber auch noch nicht zu beweisen. Fest stehe, daß die seit 1964 existierenden Zimmer „im Ernstfall“ Anweisungen der Stasi entgegenzunehmen hatten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen