: Geheimes Giftgutachten?
■ Zeitungsbericht: Griefahn hält Giftstudie unter Verschluß / Ministerin dementiert
Hannover/Hameln In Niedersachsen zeichnet sich nach Informationen der „Deister- und Weserzeitung“ (DWZ/Hameln) ein Umweltskandal ab. Wie die Zeitung schreibt, hält Umweltministerin Monika Griefahn seit Sommer 1993 das Ergebnis einer brisanten, von ihr selbst in Auftrag gegebenen Studie zurück. Danach würden jährlich rund drei Millionen Tonnen dioxin- und schwermetallverseuchter Klärschlamm auf landwirtschaftliche Flächen aufgetragen. Die krebserzeugenden Gifte würden über die Nahrungskette beim Endverbraucher landen.
Die Alternative zu dieser großflächigen Verseuchung landwirtschaftlicher Flächen sei nach der Studie eine Verbrennung des Schlammes. Die Ministerin hätte die Verbrennung von Klärschlamm abgelehnt. Dies sei offenbar der Grund für die Geheimhaltung. In der Studie komme nach Angaben der DWZ eine Expertenkommission zu dem einhelligen Urteil: „Entsorgungssicherheit kann nur gewährleistet werden, wenn ergänzend zur landwirtschaftlichen Verwertung technische Entsorgungswege bereitgehalten werden, die allerdings eine thermische Behandlung einschliessen.“
Umweltministerin Griefahn (SPD) wies die Vorwürfe zurück. „Weder bei der Ausbringung der Klärschlämme noch in der Belastung der Schlämme mit Schadstoffen unterscheidet sich Niedersachsen von anderen Bundesländern“, erwiderte Griefahn. „Tatsächlich liegt bei uns die Dioxinbelastung von Klärschlämmen mit durchschnittlich 38 Nanogramm je Kilogramm weit unter dem für eine neue bundesweite Klärschlammverordnung vorgesehenen Richtwert von 100 Nanogramm.“
Griefahn betonte, ein Geheimgutachten ihres Umweltministeriums gebe es nicht. „Ein abschließendes Papier zur Klärschlammproblematik liegt noch nicht vor, es gibt lediglich einen ersten Entwurf.“ Dieses Papier werde „voraussichtlich zum Jahresende“ fertig sein, dann zur Anhörung freigegeben und veröffentlicht. dpa
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