piwik no script img

Geheime DDR-Luft

■ Verschmutzungsdaten ausgewertet

Potsdam (dpa) – Bis zur Wende 1989 geheimgehalte Daten zur Luftverschmutzung in der DDR hat das Brandenburger Landesumweltamt jetzt in zweijähriger Arbeit ausgewertet. Das Ergebnis: In einigen Regionen waren die DDR- Bürger einer bis zu hundertfach höheren Schadstoffemission ausgesetzt als ihre Landsleute im Westen. Ursache der extrem schlechten Luft war eine Energiepolitik, die auf die salz- und schwefelhaltige ostdeutsche Braunkohle setzte, um so der DDR-Führung die weitgehende Unabhängigkeit von Erdöl- oder Erdgaseinfuhren zu ermöglichen.

Allein in Brandenburg wurden zwischen 1986 und 1990 jährlich bis 1,2 Millionen Tonnen Schwefeldioxid aus Schornsteinen in die Luft gepustet, sagte der zuständige Abteilungsleiter des Amtes, Helmut Stahl. Landesweit waren die Brandenburger mit 430 Kilogramm Schwefeldioxid pro Einwohner belastet. Zum Vergleich: In Westdeutschland kamen auf jeden Einwohner 13 Kilogramm.

Auch die Staubbelastung sah damals nicht sehr viel besser aus: 170 Kilogramm wurden 1990 pro Einwohner in Brandenburg berechnet. Im Westen dagegen wurden sechs Kilogramm registriert. Der berüchtige Schwefelwasserstoff, der mit einem Geruch von „faulen Eiern“ in die Nase zieht, wurde im Bereich Wittenberge/ Prignitz im Norden von Brandenburg immerhin mit 90 Mikrogramm pro Kubikmeter erfaßt. Ein Jahreswert, der nach Angaben Stahls weit über der gesundheitlich zumutbaren Schwelle lag.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen