: Geglückter Generationswechsel
■ Lisztes lacht und Herzog hadert: 3:0 gegen Nürnberg: Werder ist weiterhin im Aufwind
Mit Werder muss wieder gerechnet werden - und der Club muss rechnen, wieder mal, wie viele Punkte die abstiegsgebeutelten Nürnberger wohl diesmal zum Klassenerhalt brauchen werden. 3:0 für Werder, der dritte Sieg in Folge, Platz sechs, und die hoffnungsfrohe Erkenntnis, dass der Generationswechsel bei den Grün-Weißen funktioniert.
Die Szene des Sonntags war wohl diese: Minute 82, ein Nürnberger treibt den Ball durchs Niemandsland im Mittelfeld, da kommt von hinten Andreas Herzog angerannt, der hat nicht den Hauch einer Chance, an den Ball zu kommen, setzt trotzdem zur Grätsche an und verpasst den Gästekicker nur um Haaresbreite. Sein Glück, für den Auftritt hätte es die Rote Karte geben müssen. Am unbändigen Frust des abgehalfterten Alpinkickers lässt sich erkennen, wie tief greifend der personelle Umbruch bei Werder in diesen Wochen geht. Herzog - ein Auslaufmodell.
Nach dem traditionell verkorksten Saisonauftakt scheint die Mannschaft endlich in Tritt zu kommen. Drei Siege in Folge mit dreimal derselben verjüngten Startelf. Krisztian Lisztes zog die Fäden im Werder-Mittelfeld und schoss die entscheidenden Tore zum 1:0 und 2:0. Neben ihm glänzte Tim Borowski im defensiven Mittelfeld. Unterdessen schmorte Herzog auf der Bank und die verdiente Fachkraft Dieter Eilts saß auf der Tribüne. Und als der ausgepumpte Borowski zehn Minuten vor Ultimo durch Fabian Ernst ersetzt wurde, schoss der zum Dank das 3:0.
Schaaf hat sogar im Generationswechsel noch spielerische Alternativen. Auch wenn nicht alles gelang. „Wir haben viel zu viele Chancen leichtfertig ausgelassen“, grantelte der Trainer. Was wohl auf die Kappe der eher indisponierten Angreifer Ailton und Bode ging. Aber bitte: Auch Bode hat seinen Abgang zum Saisonende schon angekündigt, Ivan Klasnic wartet schon. Der wurde eingewechselt und bereitete das 3:0 vor. Mit Werder ist wohl wieder zu rechnen. Wobei - kleine Einschränkung der Lobeshymne - die Nürnberger auch einen erschreckend schwachen Gegner abgaben. „Wir hätten noch eine Stunde weiterspielen können, da wäre auch nichts passiert - außer vielleicht das 4:0 und das 5:0“, ärgerte sich der Club-Coach Klaus Augenthaler. Und hatte wohl Recht. Denn wenn seine Nürnberger mal Gefahr verströmten, dann endete die Aktion meist tragisch, mit einem Pfiff des gruselig schwachen Referees Lutz Wagner. Der versagte dem Club gleich zwei klare Elfmeter und ein astreies Kopfballtor durch Gomis.
Am kommenden Samstag werden die neuen Jungstars der Grün-Weißen zeigen müssen, wie gut sie tatsächlich sind. Dann geht's nach Berlin. Jochen Grabler
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