Floskeln, die die Welt nicht braucht (1): Gegen das Vergessen
■ Initiative Gedenken für die Gegenwart blickt auf ereignisreiches Jahr zurück
Am 31. Oktober war es endlich wieder so weit: Die Initiative Gedenken für die Gegenwart (GfG) hatte zur jährlichen Hauptversammlung geladen. Unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ hielt der 1. Vorsitzende Klaus Uwe Koller-Pöttrich eine denkwürdige Rede. Im Anschluss daran legte Kassenführer Bernd Aron Siewemehl alle Zahlen des eingetragenen Vereins offen. Danach wurde der Vorstand einstimmig entlastet.
Die Aktivitäten des Vereins konzentrierten sich in diesem Jahr auf den Widerstandskämpfer Walter Schmock. Der 1917 in Espenrath geborene Tischlergeselle hatte 1937 an der Bremer Brill-Kreuzung ein rotes Lichtzeichen an einer Fußgängerampel übersehen und war dafür von der Polizei mit einem Bußgeld verwarnt worden. Klaus Uwe Koller-Pöttrich machte in seiner Rede darauf aufmerksam, wie wichtig es sei, auch an das alltägliche Protestverhalten zu erinnern. „Wir müssen die Mauer des Schweigens durchbrechen“, betonte er unter dem Beifall seiner 42 Zuhörer. Das gelte auch und gerade vor dem Hintergrund neuer rechtsextremistischer Vorfälle.
Mit einer Ausstellung, einem Lichtbildervortrag und einem Internetprojekt hat die Initiative GfG die Schatten der Vergangenheit um Walter Schmock gelichtet. Und wer hätte das gedacht: Insbesondere die Ausstellung war ein echter Publikumsmagnet. „Bei unserem Auftritt auf der Expo während der überaus erfolgreichen Bremen-Woche ist es uns gelungen, Menschen aus aller Welt auf das Thema aufmerksam zu machen“, erläuterte Koller-Pöttrich und ergänzte: „Schmock ist jetzt ein Begriff.“
Diese Einschätzung teilte auch Willibald Fröbel von der Bremen Marketing Gesellschaft: „Sie haben viel dazu beigetragen, Bremens Image als traditionsbewusste Hansestadt in die Welt hinaus zu tragen“, schrieb er in einem Grußwort. Christoph Köster
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