: Gegen Eastside-Firlefanz
Betr.: „Geballte Stimmung in der Kurve“, taz bremen vom 06.08.03
Angesichts des Umstandes, dass die Beschallung im Weserstadion sowieso schon groteske Ausmaße angenommen hat, möchte ich den SV Werder aus tiefstem Herzen bitten, eine Verbreitung der Fangesänge per Lautsprecher zu unterlassen. Schon jetzt sind vor dem Spiel Gespräche mit Umstehenden nur noch schreiend, normale Fanreaktionen zur Halbzeit oder nach Spielende gar nicht mehr möglich, da sofort nach dem Schiedsrichterpfiff irgendeine Musik in monströser Lautstärke eventuelle Pfiffe oder Jubelgesänge übertönt.
Nun auch noch alle „normalen“ Fans, also schätzungsweise 90 Prozent der StadionbesucherInnen mit den nicht besonders originellen Gesängen der Eastside verstärkt beschallen zu wollen, würde für mich den Stadionbesuch zur akustischen Qual werden lassen. Ich bin Werderfan und Dauerkartenbesitzer; mein Eindruck von der Eastside: Einige dieser Herren (Frauen sind eher spärlich vertreten) gehen nur noch ins Stadion, um sich selbst zu inszenieren, nicht um das Spiel zu beobachten. Dabei geht es seit geraumer Zeit auch immer weniger um die Anfeuerung des eigenen Teams, sondern hauptsächlich sind (meist nicht sehr einfallsreiche) Schmährufe für die Gegner zu hören. Meine Freunde und ich stellen uns zur Vermeidung von zu engem Kontakt mit der Eastside deshalb lieber in den südlichen Teil der Ostkurve, was aber nicht bedeutet, dass wir Werder nicht anfeuern. Dies tun wir allerdings nur, wenn wir Lust dazu haben, und nicht, wenn es uns irgend ein Vorturner befiehlt!
Wenn ich mich recht entsinne, gab es bereits in der letzten Saison ein oder zwei mal den Versuch, die südliche Ostkurve mit Eastside-Gesängen per Lautsprecher oder Megafon zu erfreuen; Ergebnis: schlecht gelaunte BesucherInnen und Protestrufe gegen die Eastside, die von dieser mit „Wir sind Bremer und ihr nicht!“-Rufen beantwortet wurden. Demnach sind also nur solche Leute „echte Bremer“, die auch wirklich jeden Mist mitmachen!
Im Sinne eines friedlichen und respektvollen Umgangs zwischen Verein, StadionbesucherInnen und Fans sowie der Fans miteinander hoffe ich, dass das Erlebnis „Werder“ nicht durch weiteren Firlefanz wie Eastside-Verstärkung durch Lautsprecher oder Verteilung von Schreihälsen über das ganze Stadion beeinträchtigt wird. Letztendlich geht es immer noch um Fußball und darum, dass Werder ein Tor mehr schießt als der Gegner. Es geht nach wie vor nicht darum, lauter, bunter oder beleidigender als die anderen zu sein. Achim Abromeit, Bremen