: Gegen Armut und Terror
In ihrem „1.Kommunique“ erklärt die FRP, was sie zu dem Überfall auf La Tablada motivierte ■ D O K U M E N T A T I O N
„Die FRP setzt sich aus Companeros verschiedener Parteien und Organisationen zusammen, die zu dem Schluß gelangt sind, daß die derzeitige 'Demokratie‘ uns entwaffnet und zu einem Leben verurteilt, in dem wir immer beherrscht werden. Wir organisieren uns, um Widerstand zu leisten. Am 23.Januar sollte in La Tablada eine Versammlung stattfinden, wo von Militärs beschlossen werden sollte, auf die Straße zu gehen, andere Einheiten des Landes in ihre Rebellion miteinzubeziehen und Dutzende Aktivisten zu ermorden. Die Militärs wollten damit zahlreiche Vorteile erreichen und die Meinungsfreiheit noch mehr einschränken.
Die FRP wollte mit ihrer Aktion eine vollendete Tatsache verhindern, die später sehr schwer wieder rückgängig gemacht werden könnte. Wegen der Dringlichkeit konnten wir die Aktion nicht besser vorbereiten, und deshalb hatten die meisten Companeros ihre Personalausweise dabei und sind mit ihren Privatautos nach La Tablada gefahren. Leider starben viele wichtige Companeros im Kampf, und unser Ziel konnten wir nicht deutlich machen. Die Militärs und die feigen Politiker stellen uns nun als Putschisten dar.
Die Motivation unserer Companeros ist in den argentinischen Lebensbedingungen zu suchen: Die Armut des Volkes wächst, es gibt hier 50 Millionen Kühe, und jeden Tag verhungern Kinder. Stadträte, Abgeordnete, Senatoren, hohe Staatsbeamte und die Militärs haben schwindelerregende Löhne und machen dunkle Geschäfte, während die Rentner nichts zu essen haben.
Die Motivation liegt in der Arbeitslosigkeit und in der Perspektivlosigkeit für die Jugend. Die Motivation liegt auch darin, daß der Polizist, der vor kurzem in Budge drei Jugendliche erschossen hat, immer noch, wie viele seiner Kollegen, auf freiem Fuß ist. Und darin, daß drei Zivilisten, die bei der letzten Militärrebellion vor der Kaserne 'Villa Martelli‘ gegen die Putschisten demonstriert hatten, erschossen wurden. Die Motivation liegt auch darin, daß die Militärs, die Frauen, Männer und Kinder gefoltert und ermordet haben, frei herumlaufen, und daß die Regierung und der Großteil der Opposition ihre Verbrechen gutheißt. Sie denken nur daran, wieviele Posten sie bei den nächsten Wahlen ergattern können, um noch mehr und besser zu stehlen. Die Motivation liegt auch darin, daß es in Argentinien noch nicht einmal die Verfassungsbestimmung einer Volksabstimmung wie in Uruguay gibt, durch die die begünstigten Folterer doch noch vor Gericht gebracht werden können. Wir haben fünf Jahre lang auf eine Politik gewartet, die die wirtschaftliche Situation des Volks verbessert. Und wir haben fünf Jahre lang darauf gewartet, daß uns die Gerichte die Frage beantworten würden: Wo sind die Verschwundenen? Wer hat sie wann entführt? Welche Strafe erhalten die Folterer, Entführer und Mörder?
Sollen wir vergessen? Auf die Seite schauen? Sollen wir mit den Folterern, Entführern und Mördern zusammenleben? Nein, das werden sie nicht erreichen. Am 23.Januar haben wir 'Basta‘ gesagt.“
leicht gekürzt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen