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Geflügelhaltung im EmslandTiermast in Riesenställen vor dem Aus?

Investoren sollen im Emsland künftig ein Konzept vorlegen, wie sie Tiere bei einem Brand aus dem Stall retten können. Geflügelhalter nennen die Forderung "weltfremd".

Auslauf macht glücklich: Ein Huhn ohne Stall. Bild: dapd

MEPPEN taz | Gravierende Folgen erwarten Agrarindustrie und ihre Gegner jetzt von den Beschlüssen des Landkreises Emsland. Wilhelm Hoffrogge, Vorsitzender des Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes (NGW), warnt, "jede Tierhaltung" sei bedroht, Eckhard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) freut sich, dass "auf einen Schlag" die Mast in Riesenställen beendet werden könne.

Vor Kurzem hat der emsländische Landrat Herrmann Bröring (CDU) angekündigt, Mastanlagen nur noch zu genehmigen, wenn der Antragsteller nachweist, dass die Tiere bei einem Brand aus dem Stall gerettet werden können. Dies schreibt die niedersächsische Bauordnung seit Jahrzehnten ohnehin vor, spielte aber bisher in den Genehmigungsverfahren offenbar keine Rolle.

Hoffrogge nennt das auch eine "weltfremde Forderung", sie sei "nicht umsetzbar", eine Evakuierung der Tiere also nicht möglich. Mit der Haltungsform habe das nichts zu tun, behaupten das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium und die konventionelle Agrarlobby. Die AbL sieht das anders: Die Tierrettung sei "in bäuerlich dimensionierten Betrieben durchaus möglich", sagt Niemann.

Für Deutschland gibt es keine verlässlichen Zahlen. Niemann beruft sich aber auf eine Studie der Van-Hall-Larenstein-Hochschule Leeuwarden. Danach verkohlten von 2005 bis 2009 in den Niederlanden bei nur 30 Stallbränden 711.934 Stück pluimvee, also Hähnchen und Puten. Damit verbrannten pro Feuer im Schnitt 23.731 Tiere.

Die Emsländer Vorgaben treffen die Mastindustrie relativ unerwartet. Bislang hatten sie mit Landrat Bröring keinerlei Probleme: Im Emsland gibt es laut Kreisverwaltung Mastplätze für 207.000 Rinder und anderthalb Millionen Schweine. Zudem werden dort jedes Jahr eine Viertelmilliarde Hühner und Puten auf 32 Millionen Mastplätzen aufgezogen.

Nachdem aber die Verwaltung im ersten Halbjahr noch Zusagen für 2,32 Millionen Plätze erteilt hatte, geriet die Genehmigungsmaschine ins Stocken: Bürgerinitiativen fanden, unterstützt vom bundesweiten Bündnis "Bauernhöfe statt Agrarfabriken", im Berliner Umweltrechtler Peter Kremer einen versierten Anwalt. Er brachte die Sache mit dem Brandschutz auf. Nun liegen Anträge für rund neun Millionen neue Hühnerplätze auf Eis. Und auch etliche Schweinefabrikanten müssen sich gedulden oder es anderswo versuchen. Nur: Die Gegner der Mastfabriken sind bundesweit vernetzt. Und die Bauordnungen ähneln sich bundesweit. Schon hat eine BI in Mecklenburg das Brandschutzargument aufgegriffen.

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4 Kommentare

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  • HK
    Hendrik K.

    Eine Kennzeichnungspflicht ist gut, aber Wahlmöglichkeiten beim Geflügelfleischkauf gibts es, wenn man Ökofleisch kauft. Ich kenne Hächnenmast und Ökolegehennenbetriebe. Kein Bauernhof quält seine Tiere aus "beruflichen Gründen" und keiner will die Tiere nicht an die Tiere verdienen. Was auffällt war der Federverlust und der Kannibalismus an den Ökotiere. Nach aussagen des Bauern weil man auf Schnabelstutzen verzichtet muss, Luftaustausch fast nicht stattfinden kann und Behandlungen bei Krankheiten nicht möglich sind. Trotzdem Kaufe ich Eier dort. Aber ich mag auch das Hähnchenfleisch des Bauernhofes mit Mast. Auch wenn er 84.000 Tiere hat und einige Agrafabrik dazu sagen. Aber mein Auto kommt ja auch aus der Fabrik

  • TL
    Thorsten Lüders

    Es geht nicht darum das Fleischessen gänzlich auzugeben und auch nicht darum das alle was auf dem Teller haben wollen.

    Es geht um Chancengleichheit, um gesundes Fleisch, um Wahlmöglichkeiten für den Verbraucher und darum das es nicht einsehbar ist das ein Tier masslos gequält wird nur damit wir jeden Tag Fleisch auf dem Teller haben.

    Zur Zeit bestimmt die Fleischlobby Preise und auch Qualität des Fleisches. Sie bestimmt was und wieviel ein Landwirt verdient und was er dafür machen muss. Die Konzerne sind dafür verantwortlich das unser Gelflügelfleisch zu rund 50% laut Studien mit Bakterien verseucht ist und das die Tiere mit entzündeten Fußballen kaum noch stehen können etc.

    Was wir brauchen ist die gleiche Entwicklung wie bei den Eiern: Kennzeichnung! Dann und nur dann kann der Landwirt wählen was er anbieten will. Hier müssen von neutraler Stelle Standards entwickelt werden in denen die Belange aller berücksichtigt werden.

  • HK
    Hendrik K.

    Alle wollen was auf dem Teller haben, aber keiner vor der Tür. In Besiedlungsarmen Regionen wie Emsland oder Brandenburg passt es, wenn Hähnchen dort gehalten werden, nicht aber in dicht besiedelten Regionen.

    Die Frage, ob Öko oder konventionell besser ist, kann man nicht vollständig beantworten. Die Standarts für Umwelt, Tierschutz und Verbraucherschutz kann ein kleiner Ökomäster mit 5.000 Tieren nicht erfüllen.

  • VS
    Verena S.

    Endlich passiert etwas!

    Ich habe das Fleischessen gänzlich aufgegeben durch Zustände solcher Art. Wenn jeder von uns wüsste wie eine Massentieranlage von innen aussieht, sie würden nicht mehr (in der Anzahl) bestehen bleiben.