piwik no script img

Gefangenenaustausch in KolumbienTermindruck für Vermittler Chávez

Kolumbiens Präsident Uribe drängt seinen Kollegen Chávez. Er soll ihm beim Austausch von Farc-Geiseln helfen. Doch die Guerillia zeigt sich nicht zu Verhandlungen bereit.

Chávez hatte beim Treffen mit Sarkozy gegenüber Reportern geplaudert. Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz Die kolumbianische Regierung hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez ein Ultimatum für dessen Versuch gesetzt, im Konflikt mit der Farc-Guerilla zu vermitteln. "Bis Dezember" solle die Vermittlung abgeschlossen sein, erklärte Uribes Friedensbeauftragter Luis Carlos Restrepo Montagabend in Bogotá. Damit reagierte Staatschef Álvaro Uribe postwendend und überraschend heftig auf Äußerungen von Chávez nach dessen Ankunft in Paris.

Chávez, der am Dienstag mit seinem französischen Kollegen Nicolas Sarkozy zusammentraf, verriet Reportern vor dem Pariser Park-Hyatt-Hotel, Uribe sei dazu bereit, an einem Treffen mit Farc-Chef Manuel Marulanda teilzunehmen: "Unter Voraussetzungen, die ich nicht erläutern kann, weil sie Teil des Prozesses sind, hat mir Uribe gesagt: 'Du könntest hingehen, und sogar ich'."

Diese Bereitschaft, die Uribe vor zehn Tagen am Rande des Iberoamerika-Gipfels in Chile signalisierte habe, sei ein "Verhandlungswerkzeug" gewesen, über das Stillschweigen vereinbart worden sei, heißt es in der von Restrepo verlesenen Erklärung. Ein solches Treffen zwischen Chávez, Marulanda und Uribe sei nur nur "im Rahmen eines erfolgreichen Friedensprozesses" sinnvoll - und wenn zuvor alle Entführungsopfer der Farc freigelassen worden seien.

Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Die Guerilleros waren nicht einmal in der Lage, Chávez vor dessen Staatsbesuch in Frankreich das mehrmals gewünschte Lebenszeichen der kolumbianisch-französischen Politikerin Ingrid Betancourt zukommen zu lassen, die sich seit 2002 in ihrer Gewalt befindet. "Wir arbeiten daran", beteuerte Farc-Sprecher Raúl Reyes gegenüber der französischen Tageszeitung L'Humanité. Das letzte Lebenszeichen der früheren Senatorin, eine Videobotschaft, stammt vom August 2003.

Die Aufständischen haben sich grundsätzlich bereit erklärt, Betancourt und weitere 44 zum Teil ebenfalls seit Jahren Entführte freizulassen, wenn die kolumbianische Regierung im Gegenzug über 400 inhaftierte Rebellen entlässt.

Sarkozy drängt seit Monaten auf eine Lösung in der Geiselfrage. Nach einem Treffen mit Chávez meinte Betancourts früherer Mann Fabrice Delloye gestern: "Wir sind sehr enttäuscht. Warum geben die Farc diese Lebenszeichen nicht? Wenn wir sie in 14 Tagen nicht haben, bedeutet das, dass Ingrid und den anderen Geiseln etwas zugestoßen ist."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!