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Gefangen im surrealen Selbst

■ Kampnagel: Das S.O.A.P. Tanztheater zeigte „Object Constant“

Die Theoreme des amerikanischen Psychotherapeuten Paul Watzlawick sind der Katalysator der neuen Choreographie des Portugiesen Rui Horta. Die kraftvolle, aggressionsgeschwängerte Inszenierung Object Constant, erarbeitet mit dem S.O.A.P. Dance Theatre Frankfurt, setzt tänzerisch um, was Watzlawicks Idee bedeutet, daß der Mensch „nicht nicht kommunizieren kann“ aber gleichzeitig durch seine Egozentrik in der Wahrnehmung so eingeschränkt ist, daß er jede wirkliche Annäherung im Keim ersticken muß.

Die renommierte, international besetzte Tanztruppe besticht dabei durch die Ausdrucksstärke jedes einzelnen Mitglieds. Ihre persönliche Darstellung von Anziehung, Annäherung, kurzer Gemeinsamkeit und sich gleich darauf eruptiv entladendem Haß provoziert Assoziationen. Anton Skrzyiciel, einer der Tänzer liefert durch eine Art Off-Moderation das gedankliche Korsett dazu.

Bevor das Ensemble gemeinsam auf der Bühne erscheint, thront er als Zeremonienmeister auf einem Hochstuhl im Publikum und kommentiert das sich langsam entwickelnde Geschehen. Während der gesamten Darbietung trägt er mit seinen Ansprachen zur Dynamik des Stückes bei. Treibend, attackierend oder auch nachdenklich stimmend setzt sich seine Stimme in den Tanzenden um.

Immer wieder versuchen sie die Annäherung aneinander. Elemente des klassischen Balletts, das weiche zärtliche Umschmeicheln, das Einanderstützen und miteinander Tanzen schlagen urplötzlich um in wilde Zuckungen und eckige Bewegungen. Geschmeidig wie bei asiatischem Kampfsport wird aus dem Pas de Deux vermeintlich Liebender ein haßerfüllter Zweikampf, in dem es nur Besiegte der eigenen Beschränktheit gibt.

Die verwirrende Fremdheit und das Gefühl des Verlassenseins drückt sich nicht nur in den Bewegungen aus, sondern fließt auch in Form der zwischen Industrial und New Age wechselnden Musik des belgischen Komponisten Koen Brandts durch den Raum. Diese Vereinigung von Tanz und Musik zeigte sich am deutlichsten, als die Schritte durch Hunderte von Glasmurmeln eine eigene Intonation ergaben. Schön, wie ein surrealistischer Traum.

Vera Schönfeld

Bis 9.10., K6, 20 Uhr

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