Gefakte Fotos, geklaute Blondinen: Mit fremden Frauen geschmückt
Die Hamburger Burschenschaft Germania wirbt mit Partyfotos Neumitglieder. Peinlich nur, dass die Frauen auf den Bildern auf keinem der Feste waren.
HAMBURG taz | Die Hamburger Burschenschaft Germania hat auf ihrer Internetseite diverse Partyfotos veröffentlicht, die junge Männer zum Eintreten in die als rechts bekannte Gruppe motivieren soll. Doch wie die Hamburger Morgenpost herausfand, sind diese Fotos nicht echt.
Per Google-Bildersuche wurden die Fotos zurückverfolgt, eines stammt von einer kroatischen Boulevardseite, ein anderes von einer brasilianischen Internetseite, die Fotos sind zwischen acht und zehn Jahre alt. Die Burschenschaft hat die Aufnahmen in eigene Bilder hineinmontiert.
So findet sich unter einer Montage, die zwei junge blonde Frauen unter der kaiserlichen Reichsflagge zeigt, die Bildunterschrift: „Emanzipationsbeauftragte bei der Kontrolle unseres Hauses.“ Für eine Stellungnahme war die Burschenschaft für die taz nicht erreichbar.
Auf ihrer Internetseite wirbt die Germania offen mit „Ehre Freiheit Vaterland“, unter dem Punkt „Aktuelles“ wird erklärt, dass Deserteure keine Helden seien. Innerhalb der Burschenschaft soll es eine Diskussion geben, dass Neumitglieder einen Ariernachweis vorbringen sollen, um dem „antinationalen und widernatürlichen Zeitgeist“ entgegen zu wirken; so stand es 2013 in einem internen Papier.
Germanische Burschenschaften gibt es seit 1825.
Bis heute dürfen in den meisten Burschenschaften weder Frauen noch Menschen ohne deutschen Pass Mitglied sein.
Viele Burschenschaften sind für ihre rechtsextreme Gesinnung bekannt. Der Dachverband Deutsche Burschenschaften (DB) spricht von einem Vaterlandsbegriff.
Um Mitglieder zu werben, hat die Germania eine Liste veröffentlicht: „13 Gründe, gerade jetzt Hamburger Germane zu werden“. Unter Punkt sieben: „Du bist der Stachel im Fleisch der Schmarotzer vom ASTA und seinen linken Vereinen, die Du eh immer verachtet hast, weil sie auf Deine Kosten leben.“
Weiterhin wird mit einem Studentenzimmer direkt an der Alster geworben, im Altbau, dazu noch helfende Kontakte, denn: „Nur Frauen kommen ohne aus: Vitamin B.“ Das „B“ ist in Frakturschrift geschrieben.
Zwei Bedingungen für die Mitgliedschaft gibt es allerdings: Man muss männlich und deutsch sein. Dabei legen die Hamburger Germanen Wert darauf, dass sie weder gegen Frauen noch gegen Ausländer seien, deren Mitgliedschaft würde nur alles verkomplizieren. Immerhin seien Frauen und Ausländer auch oft auf den Burschenschaftpartys zu Gast. Als Beweis gibt es auf der Internetseite die Bilder mit den verschieden Frauen, die die Verbindungsvilla jedoch noch nie von innen gesehen haben.
Leser*innenkommentare
Histo
Gast
Ich meine, mit so einer "taz-Vorlesebeauftragten" wie auf der Netzseite der Burschis könnte dieses betulich-ergraute Sponti-Blatt den/die ein/e oder andere/n Leser/in hinzugewinnen.
lichtgestalt
Danke für den Hinweis.
Das Publikum belustigt lacht,
Wenn Klugscheißer die Büx vollmacht.
lichtgestalt
@lichtgestalt bezieht sich auf @TIM von 15:52 h bzw. auf seinen Vorredner.
waldemar
Gast
Ich danke der TAZ für diesen Artikel, führte er mich doch auf die Website der Burschenschaft, die - durch die "Aufarbeitung" dieses "Skandals" - einen köstlichen Humor beweist. Bitte gebt der Burschenschaft doch noch häufiger Gelegenheiten, für erfrischende Lacher zu sorgen.
Eine rechte Dummheit
Köstlich, köstlich. Ein wahrer Burschenstammtisch-Schenkelklopfer.
Da hab ich doch gleich noch eine "Gelegenheit" für sie:
http://www.taz.de/!115212/
Wirk-lich "erfrischend", ne?
Titus Löffler
Gast
Einfach einen Bogen um ASTA und Burschenschaften machen.
Verdoppelt die Reduzierung der Idioten in direkten Umgebung :)
MFG
Titus Löffler
Kontroverso
Gast
Deutsche Grammatik scheint auch nicht die Stärke der Hamburger Burschen zu sein. Es ist aber auch schwer ...
„Du bist der Stachel im Fleisch der Schmarotzer vom ASTA und seinen linken Vereinen, die Du eh immer verachtet hast, weil sie auf Deine Kosten leben.“
Tim Leuther
Wo ist jetzt die Nachricht? So wie wenn nicht auch andere Fotos faken würden.
Nur weil es hier ein "ideologischer Gegner" ist macht man einen Artikel draus. Vollkommen unabhängig davon das die Grupierung keine Relevanz hat. Das ist Kampagne.
Prima T.
Gast
Ob eine Nachricht eine Nachricht ist (oder nicht), bestimmt der ideologische Dachverband.
Die Akzeptanz von Firlefanz führt manchmal auch zu Relevanz. :-)
Gastung
Gast
@Tim Leuther Ach so, jetzt wird mir natürlich einiges klar. Dann können wir uns ja die ganzen Kosten für Polizei und Justiz sparen! Auch andere faken Fotos, fahren zu schnell, begehen Diebstähle und Betrug, bringen Menschen um. Was ist es nicht für eine Verschwendung von Steuergeldern, seine Zeit mit der Verfolgung all dieser Delikte zu vergeuden; denn das ist ja alles gar nicht so schlimm, schließlich machen es auch andere. Vielen Dank für diesen Denkanstoß!
774 (Profil gelöscht)
Gast
Frauen und Ausländer auf rechten Burschenschaftspartys. Tarnung ist eben alles.
738 (Profil gelöscht)
Gast
Es ist halt so leicht als Medienhopper eine Meldung einfach zu übernehmen. Da hat ein Praktikant der Hamburger Morgenpost einen "Skandal" aufgetan und die TAZ plappert einfach mal nach. Nein, die Blondinen, waren nicht Frauenbeauftragte, wie auf der Homepage adressiert gefakte Bilder vorspiegeln. Da hätte aber auch ein bisschen gesunder Menschenverstandt ausgereicht. Die rechten Vollpfosten lachen sich kringelig - wie deren Homepage beweißt. Vielleicht sollte der Volontär vom Dienst bei der TAZ überprüfen, was der Praktikant bei einer anderen Zeitung verzapft, dann blamiert man sich nicht so.
IgnorierenIstAuchSchonZuviel
Gast
Ganz toll, taz. Gebt diesen ewiggestrigen Vereinen noch dass was sie haben wollen. Aufmerksamkeit und dass sie einmal im Leben jemand ernst nimmt. Die machen sich jetzt schon auf ihrer Homepage darüber lustig: http://www.germania-hamburg.de/neu/main_frame.htm
Gnast
Gast
@IgnorierenIstAuchSchonZuviel Ich sag doch: "Trololol die TAZ mal wieder" ist eine angemessene Reaktion. Oder ist Reaktion wieder zu reaktionär?
ignorierenistauchnichtimmergut
Gast
Warum kommentieren Sie hier, wenn doch ignorieren schon zu viel sei?
Sind Sie sicher, dass man die Burschen hier ernst nimmt?
Freiheitsliebe
Gast
Wenigstens haben die Burschen ausreichend Humor, um auf diese langweiligen Enthüllungen angemessen zu reagieren...
Eine rechte Dummheit
Zu deutschnational besoffen um die Deutschlandfahne richtig herum aufzuhängen?
Und sowas nennt sich "Germania".
Aua aua aua ...
Leupio
Gast
Zu Ihrer Information: Die B! Germania zu Hamburg führt die Farben Gold-Rot-Schwarz.
Im Übrigen würde eine nach Ihrer Bezeichnung deutschnationale Verbindung sicherlich die Farben Schwarz-Weiß-Rot für eine Deutschlandfahne verwenden.
Eine rechte Dummheit
Die "Germanen" schaffen das offenbar auch ohne Schwarz-Weiß-Rot:
http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/burschenschaft117.html
738 (Profil gelöscht)
Gast
@Eine rechte Dummheit Nee, das passt schon, das ist Tradition bei Burschenschaften, das geht auf die Freiheitskriege und die Märzrevolution zurück.
TSAG
Gast
Geschichtlich nicht so bewandert, was? ;-) Die "verkehrt herum" aufgehängte Flagge ist das Symbol des "Hambacher Festes".
google it.
Eine rechte Dummheit
Sprach ein „geschichtlich Bewanderter“?
Wenn es eine Fahne gibt, die zum Symbol des Hambacher Festes wurde, dann ist es diese hier:
http://www.hambach-weinstrasse.de/index.php?ID_KAT=57&ID=1&
Farbvarianten wie Gold-Rot-Schwarz waren damals verbreitet, da das Symbol relativ neu und – da kein offizielles Staatssymbol wie heute – auch keiner staatlich vereinheitlichten Flaggenordnung unterlag.
Guckst du beispielsweise hier
http://wienerextrablatt.files.wordpress.com/2012/03/revolution-unter-dem-banner-schwarz-rot-gold-in-berlin.jpg?w=740
hier
http://www.burschenschaft.de/index.php?eID=tx_cms_showpic&file=uploads%2Fpics%2Frevolution.jpg&width=800m&height=600m&bodyTag=%3Cbody%20style%3D%22margin%3A0%3B%20background%3A%23fff%3B%22%3E&wrap=%3Ca%20href%3D%22javascript%3Aclose%28%29%3B%22%3E%20|%20%3C%2Fa%3E&md5=b11cce7887bdd08b872cfcc99e4025ac
oder hier
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maerz1848_berlin.jpg
Eine rechte Dummheit
Hab ich.
Also nicht nur deutschnational besoffen, sondern auch noch in den 30ern des 19. Jahrhunderts stehen geblieben.
Sowas nennt man dann wohl "reaktionär".
Tim Leuther
@Eine rechte Dummheit Also nur für den Fall das Sie es nicht verstanden haben: Die 30er Jahre des 19 Jahrhunderts sind 1830-1839. Also nicht das was 100 Jahre später passierte. Und nur weil man auf etwas hinweist ist man nicht "Dort stehengeblieben". Oder würden sie ähnliches bei Ihnen gewogenen Gruppen auch so bezeichnen. Wenn die taz ihr 40. jähriges Bestehen feiert, ist Sie dann in den 70ern stehen geblieben? Oder ist Sie es weil sie immer noch die Taze verwendet? Oder ist die Zeit stehengeblieben weil Sie in Ihrem Logo noch den bremer Schlüssel hat, obwohl seit Jahrzehnten nicht mehr in Bremen sondern in Hamburg?
@Tim
Gast
Das Hambacher Fest war aber in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts...
...und da sind die mindestens stehen geblieben.
gast
Gast
@TSAG Na, ist doch ein schöner Beweis dafür, dass die Jungs im 19. Jahrhundert steckengeblieben sind. Vielen Dank für Ihren Hinweis.
Köstlichst
Gast
Buaaahahaaa, was für Stumpfposten! So eine Selbstentblödung bekommt keine noch so gute Satire hin wie diese teutonischen Semmeln.
Knipperdollinck
Wär´s denn etwa besser, wenn die auch noch Frauen aufnehmen würden?
Lowandorder
tja mach was
Mitglieder beiderlei Geschlechts gesucht
- ja wer hett dett denn?
so bleibt auch im Hohen Norden
" …lieber ein Geschwür am After
als ein Deutscher Burschenschafter!"
und schon 00Schneider wußte:
" Buxe voll "
Oljuschka
Gast
„Emanzipationsbeauftragte bei der Kontrolle unseres Hauses.“ - Das klingt aber doch schon nach Fake! Unter den Bildern steht nichts von Party.
Macht doch die Burschis nicht wichtiger als sie sind. Die müssen sich ja nun superwichtig vorkommen, wenn ihr deren Homepage wie ein Pharaonengrab durchleutet!
gwast
Gast
@Oljuschka Mehr als ein "trololol, die TAZ" mal wieder wird da nicht kommen. Warum den auch.
nzuli sana
Och jetzt lass sie doch mal. Ihr seid immer so gemein zu denen.
Es ist doch auch schwierig mit dem anderen Geschlecht.
Und der Balkon ist auch schon eng.