Gefängnis-Skandal in Mexiko: Häftlinge als Auftragskiller
Der Drogenkrieg in Mexiko zieht immer weitere Kreise. Nun soll eine Gefängnisdirektorin einige der Insassen mit Waffen ausgestattet und für Auftragsmorde eingesetzt haben.
MEXIKO-STADT afp/apn | Eine mexikanische Gefängnisdirektorin hat Insassen ihrer Anstalt bewaffnet und als Auftragsmörder eingesetzt. Wie die Generalstaatsanwaltschaft des lateinamerikanischen Landes am Sonntag (Ortszeit) bekanntgab, töteten die Häftlinge seit Februar wahrscheinlich 35 Menschen.
"Die Täter sind vermutlich eine Gruppe von Gefangenen des Gomez Palacios Rehabilitationszentrums, die aus dem Gefängnis gelassen wurden, um mit den Waffen der Wärter diese Hinrichtungen auszuführen", sagte Staatsanwaltschaftssprecher Ricardo Najera. Die Häftlinge hätten die Anstalt über Nacht verlassen dürfen, "um Auftrags-Rachemorde zu verüben, dabei fuhren sie mit Dienstfahrzeugen und benutzten Waffen der Wärter".
Patronenhülsen aus Gewehren von Gefängniswärtern wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem nach einem Blutbad auf einer Party gefunden, auf der vor einer Woche 17 Menschen erschossen wurden. Nach Erkenntnissen der Ermittler waren es aber nicht die Wachleute selbst, sondern zu diesem Zweck vorübergehend freigelassene Gefangene, die die tödlichen Schüsse abfeuerten.
"Nach Aussagen von Zeugen durften die Häftlinge mit Erlaubnis des Gefängnisdirektors die Haftanstalt verlassen, um Racheakte auszuführen, für die sie offizielle Fahrzeuge und Waffen von Gefängniswärtern nutzten", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ricardo Najera. Anschließend seien die Täter in die Haftanstalt zurückgekehrt.
Die mexikanische Bundespolizei meldete unterdessen die Festnahme eines Führungsmitglieds der Drogenbande La Linea, die unter anderem für einen Autobombenanschlag in der Stadt Ciudad Juarez am 15. Juli verantwortlich gemacht wird. Bei dem Festgenommenen handele es sich um den mutmaßlichen Kassenwart der Gang, Luis Vazquez Barragan.
Diese Vorgehensweise soll bei drei Überfällen in Torreón, einer Industriestadt im nördlichen Bundesstaat Durango, angewendet worden sein: Im Februar waren dort zehn Menschen, im Mai 15 Besucher einer Bar und im Juli eben die besagte Feier, bei der 17 Teilnehmer erschossen worden.
Die Überfälle sind Teil eines brutalen Kampfes zwischen rivalisierenden Drogenbanden in Mexiko, durch den seit Dezember 2006 rund 25.000 Menschen starben. Damals entsandte Präsident Felipe Calderón rund 50.000 Soldaten in die nördliche Region.
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