piwik no script img

Gefährdete Tierarten„Erst die Vögel, dann wir“

Mehr als jede sechste Art ist laut einer Roten Liste in der EU vom Aussterben bedroht. Das könnte auch dem Menschen schaden.

Eine Schnee-Eule, geschockt von der Nachricht. (Archivbild) Foto: dpa

BRÜSSEL/CAMBRIDGE dpa | Mehr als jede sechste Vogelart ist in der Europäischen Union vom Aussterben bedroht. 82 von 451 stehen auf einer Roten Liste, die die Organisation Birdlife International gemeinsam mit der Europäischen Kommission und der Weltnaturschutzunion IUCN veröffentlichte.

Elf Arten – darunter die Schnee-Eule, der Balearensturmtaucher und die Weidenammer – werden in dem Bericht als kritisch gefährdet eingestuft. Für sie bestehe ein extrem hohes Risiko, in der unmittelbaren Zukunft in der Region auszusterben. Abgetragenes Ackerland, kleinere Lebensräume und der Klimawandel seien die Gründe für die „schockierenden Daten“, hieß es.

„Diese Berichte enthalten einige beunruhigende Statistiken“, sagte EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Die Rote Liste verpflichtet die Politik indes nicht zu konkreten Schutzmaßnahmen. Schritte wie etwa eine Berücksichtigung der Flugrouten von Zugvögeln außerhalb Europas oder die frühzeitige Entdeckung fremder Arten werden in dem Bericht lediglich empfohlen.

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood und ihr Kollege Graeme Gibson betonen im Vorwort des Berichts, Vögel seien sowohl wirtschaftlich als auch emotional wichtig für den Menschen: „Erst die Vögel, dann wir. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir die nächsten auf der Roten Liste sein“, warnen sie.

Seeadler weniger gefährdet

Die Rote Liste basiert überwiegend auf offiziellen Angaben der EU-Mitgliedsstaaten zur Zahl der Vögel. Kroatien wurde dabei noch nicht berücksichtigt, da das Land der EU erst im Juli 2013, während der Datenerfassung, beitrat. Im geografischen Europa, zu dem die Autoren unter anderem Island und den Ural zählen, sind der Mitteilung zufolge 67 von 533 Arten bedroht, also knapp jede achte.

Im Vergleich zur letzten Gefährdungseinschätzung im Jahr 2004 gebe es aber auch Erfolge: 20 Arten haben die Gefährdungsränge verlassen, weitere 25 Arten sind heute weniger gefährdet als damals, wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mitteilte.

„Aus dieser Gruppe sind Seeadler und Großtrappe die prominentesten Arten, bei denen auch Deutschland zur Sicherung der Bestände wesentlich beigetragen hat“, sagte Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Andere Gewinner finden sich vor allem bei verschiedenen Greifvogelarten und endemischen Vogelarten der Kanaren, Madeiras und der Azoren.“ Ein Grund dafür sei die EU-Vogelschutzrichtlinie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Viel relevanter sind die -zigtausende Arten, die täglich für immer aussterben, ohne dass sie groß erwähnt werden, sind halt nur Insekten, Spinnentiere, Krebse oder Mollusken oder unscheinbare Pflanzen am Wegesrand.

     

    Ich freue mich nicht über die mit großer Publicity begleitete Rückkehr des Wolfes oder einzelner Vogelarten nach umfangreichen Arterhaltungsprogrammen, wenn gleichzeitig viele andere Arten weiterhin Opfer der immer intensiveren industriellen Land- und Forstwirtschaft oder des Bau- und Wachtumswahns werden.