: Gedenken an Mauertote
betr.: „Todesfalle Europa“, taz vom 7.10. 05
In Berlin gedenkt man mit einigen Dutzend Kreuzen der Mauertoten, die einst erschossen wurden, weil sie ein besseres Leben im Westen ihres Landes haben wollten. Nur wenige von ihnen waren direkt an Leib und Leben bedroht. Im globalen Europa erleben wir jetzt, wie tausende Menschen aus Afrika, die unmittelbar in ihrer Lebensexistenz bedroht sind (woran die einstigen europäischen Kolonialmächte bis heute eine wesentliche Schuld tragen), versuchen buchstäblich ihr Leben zu retten.
Die Zahl von über 6.000 Toten in nur zehn Jahren übersteigt die Zahl der deutschen Mauertoten in 26 Jahren um ein Vielfaches. Wo bleibt da die weltweite Empörung, oder ist das Leben eines Afrikaners immer noch weniger wert als das eines Europäers?
GERHARD ROSENBERG, Berlin