■ Gastkommentar: Weg mit Kalten Kriegern
Im Osten Deutschlands werden konsequent die angeblich belasteten Namen von Straßenschildern verbannt. Im Westen aber bleibt es beim schlechten alten: Nur ein Beispiel ist die John-Foster- Dulles-Allee, die zum Haus der Kulturen der Welt führt. John Foster Dulles war von 1953 bis 1959 amerikanischer Außenminister unter Präsident Eisenhower. Er ist mitverantwortlich dafür, daß das Militär die Demokratisierung in Guatemala bis heute verhindert.
1944 bis 1954 gab es in Guatemala eine demokratisch gewählte Regierung; bis Präsident Arbenz 1954 eine Landreform vorschlug, die der United Fruit Company, dem größten ausländischen Investor in Guatemala, nicht in den Kram paßte. Bevor John Foster Dulles Außenminister wurde, hat er als Rechtsanwalt mit dem amerikanischen Konzern United Fruit Company zusammengearbeitet. Sein Bruder Allen Dulles war von 1953 bis 1961 Leiter des CIA. Zusammen haben sie einen Coup inszeniert, in dem die Regierung Arbenz, unter Beihilfe bestochener Exil-Guatemalteken und Bombardierungen aus CIA-Flugzeugen, gestürzt wurde. Seitdem herrscht das Militär in Guatemala. Jeder Versuch, demokratische Rechte zu entwickeln, wird von Militärs unterdrückt. Rigoberta Menchu, die 1993 den Friedensnobelpreis erhielt, hat die Welt auf den Terror aufmerksam gemacht, dem die indianische Bevölkerung in Guatemala ausgesetzt ist.
Auch im Iran hatte John Foster Dulles' Politik katastrophale Folgen. 1953 hat John Foster Dulles im Iran zum Sturz der demokratischen Regierung unter Mohammed Mosadegh beigetragen. Der von Amerika unterstützte Putsch brachte den Exilkönig Shah Reza Pahlewi an die Macht.
John Foster Dulles war ein Kalter Krieger ersten Ranges und leidenschaftlicher Gegner sozialer Bewegungen. Die Straße zum Haus der Kulturen der Welt wurde nach ihm benannt, weil er in den fünfziger Jahren als amerikanischer Außenminister auf die westdeutsche Politik großen Einfluß hatte. Sein gesamtes Lebenswerk verbietet, daß eine Straße im vereinigten Deutschland, insbesondere die Straße zum Haus der Kulturen der Welt, seinen Namen tragen darf. Marianne Angersbach
Die Autorin lebt als Künstlerin in Berlin.
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