■ Gastkommentar: Störmanöver
Die Vergleichserfüllung bei den Klöckner-Werken rückt näher. Anfang Juni sollen in Duisbug die Gläubigerversammlungen stattfinden. Mit Zustimmung ist zu rechnen. Beunruhigend war „nur“, daß die EG-Kommmission für ihr Einscheren in den Vergleichsvorschlag einen zusätzlichen Kapazitätsabbau fordert. Jetzt zum Wochenanfang meldet sich der Spiegel mit der Nachricht, daß Thyssen zusammen mit Krupp-Hoesch die Bremer Hütte kaufen wolle. Und gleichsam zur Beruhigung: Weiterer Kapazitätsabbau müsse nicht im hochmodernen Bremer Werk, sondern könne auch andernorts stattfginden. Ein weiteres Stillegungsmodell?!
Vielleicht ist diese Meldung wiederum ein Störmanöver. Selbst dann unterstreicht sie, wie labil die Lage nach wie vor ist: Wenn die Vorstände dieser Stahlkonzerne tatsächlich vorhaben, die Produktion eines lästigen Konkurrenten aufzuteilen, dann müssen wir aufpassen:
Der gewaltige Belegschaftsabbau von über 1.000 Menschen, der über Frühverrentungsmodelle gerade abläuft und mit der Stillegung des kleinen Hochofens begründet wird, darf nicht umsonst sein. Umweltschonende Produktionstechniken wie die Hochofen-Entstaubung müssen wieder entwickelt werden. Der Bremer Senat hat mit Grundstückskäufen und Bürgschaften gerade in letzter Zeit sehr geholfen. Die Steuermillionen dürfen nicht in den Sand gesetzt werden.
Am kommenden Mittwoch gibt es in allen Metall- und Stahlbetrieben in der alten Bundesrepublik Solidaritätsaktionen wegen des Bruchs der Tarifverträge im Osten. Wir auf der Hütte werden zu Beginn der Frühschicht dann auch auf unsere bedrohliche Situation aufmerksam machen.
Peter Sörgel, Betriebsratsvorsitzender Klöckner-Stahl
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