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GastkommentarElefantenbullen reizen

■ H.W. Franke über Bremens SPD und die Kanzlerkandidaten-Kür der SPD

Die Ratlosigkeit ist zwar bekannt, doch wird sie zusehends peinlicher. Gottseidank, daß endlich zwei gewichtige Landesverbände der SPD Laut gegeben haben: Oberbayern und Bremen haben den Schock überwunden und fordern nun mit überraschender Kühnheit, daß nicht nur die CDU mit einem Kanzlerkandidaten protzen solle. Während die Genossinnen und Genossen landauf, landab noch verwirrt darüber nachsinnen, warum Kohl sich nicht an den SPD-Fahrplan hält, überwindet ein maritim-alpines Bündnis schnell die Sprachlosigkeit. Wo von Voscherau bis Oldie Glotz herumgeeiert wird, fordert Detlev Albers in Bremen genau wie Gustav Starzmann in München, daß die Entscheidung bald fallen müsse. Man wird sich die Namen merken müssen, die der SPD wieder eine Stimme geben. Albers und Starzmann, Profilträger der SPD. Bleibt nur noch abzuwarten, ob die Partei Oberbayern und Bremen folgt.

Den Unsinn, wonach erst das Sachprogramm stehen müsse, dann stellt sich der Kopf von selber ein, glaubt ohnedies kein SPD-Kenner mehr. Umgekehrt wird ein Schuh daraus; denn wo ein Kopf, kommt flugs auch ein Programm. Und wo kein Kopf, da kein Programm. So sind nunmal die Zeitenläufe. Programmdebatten gleichen prähistorischen Ritualen, die mühsam verschleiern, daß hier nur noch zwei Clans sich streiten: der Schröder-Clan und der von Lafontaine. Kampfmittel ist die Meinungsforschung. Was sollte auch wohl sonst bei diesen beiden Köpfen in der Partei den Ausschlag geben.

Der Bremer SPD-Chef Detlev Albers hat sich für seinen Landesverband schon entschieden: Bremen will Oskar. Wenn auch Gerd Schröder Ministerpräsident im Nachbarlande ist, was schert den Stadtstaat ein Niedersachse. Wir wissen zwar, daß Schröder das Rachegedächtnis eines Elefantenbullen hat, doch Detlev Albers war von jeher Überzeugungstäter. Wo alles schweigt, bekennt er sich für Bremens SPD. Soll doch Hannover wütend werde. Zieht doch das jüngste Gutachten des Finanzsenators ausdrücklich die theoretische Schlußfolgerung, daß Bremen und Niedersachsen kooperieren müssen. „Theoretische Schlußfolgerungen“müssen aber in der praktischen Politik nicht beachtet werden. Der Starke ist am mächtigsten allein, sagte schon Schiller. Die Meinungsführerschaft gegen Schröder ist schließlich eine Rolle, die Bremen in alle Munde bringt. Wenn alles schweigt, zitiert die Presse allerorten gern die wenigen Mutigen! So liebten wir es immer. Was aber, wenn Schröder wirklich Kanzler werden sollte? Auch dann denkt der an Bremen.

Horst-Werner Franke

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