Gasleck auf Nordsee-Bohrinsel: Fackel brennt neben Gaswolke
Auf der evakuierten Bohrinsel Elgin brennt eine Fackel, gab der Gas-Konzern Total zu. Der Wind wehe das Gas derzeit in eine andere Richtung.
DUBLIN taz | Seit Sonntag strömen zwei Kilogramm Gas pro Sekunde aus einem Leck auf der Nordsee-Bohrinsel Elgin, und der französische Konzern Total, dem die Insel gehört, weiß weder wie das Leck entstanden ist, noch wie man es stopfen kann. Sämtliche 238 Arbeiter sind evakuiert worden, die Regierung hat eine Sperrzone von drei Kilometern um die Insel verhängt, Hubschrauber dürfen ihr nicht näher als fünf Kilometer kommen.
Das kondensierte Gas hat einen fünf Quadratkilometer großen Teppich auf dem Meer gebildet. Die Bohrinsel 240 Kilometer nördlich der schottischen Stadt Aberdeen ist in eine Gaswolke gehüllt. Erst am Dienstagabend gab der für Großbritannien zuständige Total-Sicherheitschef David Hainsworth zu, dass auf Elgin noch eine Fackel brenne.
Er habe das bisher nicht erwähnt, weil er das für unwesentlich halte, sagte er: „Der Wind bläst die Gaswolke von der Fackel weg, und die Windrichtung soll sich in den nächsten Tagen nicht ändern.“ Außerdem erlösche die Fackel vielleicht von selbst. „Die Tatsache, dass sie jetzt brennt, bedeutet nicht, dass sie in einer Stunde immer noch brennt“, sagte er.
Jake Molloy von der Gewerkschaft RMT sagte, es sei „vollkommen unbegreiflich“, dass die Fackel nicht gelöscht worden sei. Er warnte vor einer Katastrophe vom Ausmaß von Piper Alpha. Diese Bohrinsel war nach einem Gasleck 1988 in die Luft geflogen, 167 Arbeiter kamen dabei ums Leben. „Das Potential für eine katastrophale Zerstörung besteht auch bei Elgin“, sagte Molloy.
Gaskonzern Total hat noch keinen Plan
Total will sich mit Hilfe von Dronen und Robotern einen Überblick über die Lage verschaffen. Außerdem hat man Experten aus anderen Total-Niederlassungen rund um den Globus zusammengerufen, um über Maßnahmen zu beraten. Man prüfe mehrere Optionen. Eine Möglichkeit wäre, einen Entlastungsschacht von einer anderen Bohrinsel zu konstruieren, doch das würde mindestens sechs Monate dauern.
Man könnte das Leck auch mit Schlamm stopfen. Dafür müssten Arbeiter jedoch auf die Insel, und das ist zur Zeit zu gefährlich. Total glaubt, die Ursache für das Leck liege nicht auf dem Meeresboden, sondern auf der Bohrinsel. „Wir haben zwei oder drei Aussagen von Leuten, die auf der Bohrinsel waren, als das Leck auftrat“, meinte Hainsworth, „und sie sagen übereinstimmend, dass das Gas aus einer Leitung unterhalb des Förderkopfes auf der Insel austrat.“
Das beste wäre natürlich, wenn das Gas von alleine aufhören würde, auszuströmen, fügte er hinzu. Allerdings weiß man nicht, wieviel Gas überhaupt noch in dem Reservoir vorhanden ist. Total hat Geowissenschaftler angeheuert, die das herausfinden sollen.
Das Londoner Energieministerium sagte, es gebe noch keine Anzeichen für eine Umweltverschmutzung größeren Ausmaßes. Umweltschützer sehen das anders. Sie warnen vor verheerenden Folgen, die ausströmendes Gas auf die Umwelt haben kann, insbesondere „saures Gas“, das mit Schwefelwasserstoff angereichert ist, wie im Fall von Elgin.
Aktienkurs stürzt ab
Greenpeace hat ein kleines Flugzeug losgeschickt, dass so nahe wie möglich an die Bohrinsel heranfliegen soll, damit sich die Umweltorganisation selbst ein Bild machen kann. Der Geschäftsführer John Sauven sagte: „Wenn das Gas sechs Monate lang ausströmt, gelangen laut Angaben von Total fast 800.000 Tonnen Kohlendioxid in die Atmospäre.“
Shell hat vorsichtshalber die Bohrinseln Shearwater und Noble Hans Deul in der Nähe der Total-Bohrinsel teilevakuiert. Der Gewerkschaftsfunktioänr Wullie Wallace hält das nicht für ausreichend. Er verlangt, sämtliche Bohrinseln in einem Umkreis von acht Kilometern komplett zu evakuieren und den Strom abzuschalten. „Man darf die Schwere dieses Zwischenfall nicht unterschätzen, unsere Leute sind in großer Gefahr, solange die Gaswolke da herumschwebt“, sagte Wallace.
Total förderte auf Elgin neun Millionen Kubikmeter Gas täglich - drei Prozent der britischen Gesamtfördermenge. Seit Bekanntwerden des Lecks sind die Konzernaktien um 9,4 Prozent gefallen. Das enstpricht einer Reduzierung des Börsenwerts um 8,8 Milliarden Euro.
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