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Archiv-Artikel

Garantiert Schnickschnack

Heute abend treffen im Schlachthof vier Punkbands aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Punk braucht schlechte Zeiten – schlechte Zeiten brauchen Punk. Wohl deshalb werden heute im Magazinkeller des Schlachthofs gleich vier Bands gastieren, die auf die bewährte Kombination „billiges Bier plus politischer Anspruch“ setzen.

Die namhaftesten dabei sind MDC aus Austin in Texas. Eine Punk-Legende, gleichzeitig ein etwas brüchiges Unternehmen: Zwei sitzen im Knast – Drogenbesitz und Autodiebstahl, und der Rest der Bandmitglieder ist aus anderen Gründen ausgestiegen. Sänger Dave Dictor ist der einzige, der seit Gründung vor 26 Jahren dabei ist.

Renommee versus Rebellion ist das Elementarparadox der MDC‘s. Immerhin stehen die drei Lettern für „Millions of Dead Cops“, „More Dead Cops“ und 100 weitere Provokationen. Diese Band hatte einen schwulen Dealer mit dem Spruch „Burn In Hell, Faggot!“ beschieden und sich so in weiten Kreisen der Szene diskreditiert. Homophobie ist indes nur ein MDC-Anliegen, ein weiteres ist Rassismus in Hollywood. Die erste Single hieß „John Wayne Is A Nazi“.

Freunde der Distinktionen kommen bei den selbst ernannten Avantgardisten vom Dynamite Club aus New York auf ihre Kosten. Die Akademiker kombinieren Jazz, Punk und Wrestling. In Japan und Taiwan werden sie geliebt, wahrscheinlich weil sie regelmäßig semiprofessionellen KungFu-Einlagen frönen – und sich dabei entkleiden.

Wem das zuviel Schnickschnack ist, der halte sich an Kommissar X aus Dresden und Vadat Kishut aus Tel Aviv. Letztere dürften die erste Frauenpunkband mit hebräischen Texten sein, die Bremens Punk-Community zu Ohren kommt.

Robert Best

MDC, Kommissar X, Dynamite Club, Vadat Kishut: 29.7., 21 Uhr, Schlachthof