: Ganz lange Haare zu ganz grauen Bärten
■ Bewegliche Friedensbotschaft: Das Hippie-Musical Hair gastiert im St. Pauli-Theater
Das Flower-Power-Musical Hair, bekannt vor allem durch die Verfilmung von Milos Forman, ist ab Mittwoch zu Gast im St. Pauli- Theater. Die Produktion des Baseler Scala-Theaters basiert auf einer überarbeiteten Fassung von James Rado, der das Musical 1968 zusammen mit Gerome Ragni geschrieben hat. Wer bei der Tournee-Produktion Regie führt, wußte man allerdings auf Nachfrage der taz in Basel nicht mehr. Ist ja auch schon alles lange her.
Die Hippies von damals haben graue Haare und würden eine vernünftige Love-Parade gar nicht mehr überstehen. Mehr als 25 Jahre sind vergangen, seit das Musical am Broadway uraufgeführt wurde und die Blumenkinder auf der ganzen Welt begeisterte. Hair ist Ausdruck des Lebensgefühls der 68er-Generation. Protest gegen den Vietnam-Krieg, Wehrdienst, Intoleranz und Entmenschlichung sind die Hauptthemen des Rock-Musicals. Das Hippie-Dasein wird als ultimative Lebensform gezeigt. Claude, der langhaarige Held der Geschichte, weigert sich, in den Krieg zu ziehen und möchte statt dessen nur „Pilze essen und in der Sonne schlafen“.
Die Uraufführung wurde 1968 von der New Yorker Presse wohlwollend beurteilt, obwohl das ganze Ensemble in einer Szene in schummriger Beleuchtung splitternackt auf der Bühne rumturnte. Inzwischen gibt man sich mit Nacktheit auf der Bühne keine Blöße mehr.
„Let the sunshine in your heart“, der ewige Hit des Musicals, ist scheinbar wieder hochaktuell. Die bunten Menschen auf der Love-parade tanzten sich in Synthetik-Klamotten unter dem gleichen Motto schweißig. „Die Friedens-Botschaft von damals bewegt die jungen Menschen wie eh und je“, heißt es in der Ankündigung des Scala-Theaters. Nur sind die Bewegungen jetzt etwas abgehackter – echte Flower-Power gab's eben doch nur damals. Katja Fiedler
Premiere: Mittwoch 23. Juli, 20 Uhr, St.Pauli - Theater, noch bis 14. August
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