■ SURFBRETT: Ganz intim mit CompuServe!
Offenbar um sich gegen die immer stärker werdende Konkurrenz auf dem milliardenschweren und heftig umkämpften Online-Markt zu behaupten, setzt CompuServe auf Family Entertainment. Alles sauber. Da werden in „Fragt euren Star!“ Berti Vogts und Bettina Aumüller an die Tastatur geholt, im „Café Beimer“ Lindenstraßen-Partys veranstaltet und vieles mehr. In den USA mag so etwas funktionieren, dort ist man den Umgang mit Modem und Online-Diensten seit langem gewohnt, und ein Personalcomputer in amerikanischen Haushalten hat etwa den gleichen Stellenwert wie ein Fernseher oder Videorecorder.
Hierzulande wirkt so etwas eher lächerlich, und wer den Online-Dienst nur abonniert hat, um preiswert an eine E-Mail-Adresse und einen Zugang zum Internet zu gelangen, wird schleunigst weiterklicken oder seine Mail lesen und die Verbindung wieder trennen. Daß dies nicht im Interesse von CompuServe ist, dürfte klar sein. Schließlich wird mit jeder Minute, die ein Mitglied online verbringt, kräftig Geld verdient. Und so ersinnen kluge Köpfe immer neue Strategien, die Leute möglichst lange bei der Online- Stange zu halten. So können Compu- Serve-Mitglieder demnächst wie in einem riesigen Computerspiel miteinander kommunizieren. Jeder Teilnehmer wird in „WorldsAway“ durch einen sogenannten Avater repräsentiert, dessen Aussehen und Ausstattung aus vorgefertigten Einzelteilen zusammengestellt werden kann.
Die Figur wird per Mausklick gesteuert und kann wie in einem Trickfilm laufen, hüpfen, grinsen, Gegenstände aufnehmen und vieles mehr. Für die Virtual Economy ist ebenfalls gesorgt: Die Fahrt mit dem Teleport, etwa in die virtuelle Kneipe, kostet ein Token. Wer ein Apartment mieten möchte, zahlt entsprechend mehr und muß einer virtuellen Beschäftigung nachgehen, um sich die Tokens zu verdienen. „Dreamscape“ heißt das Zauberwort; der Unterschied zu normalen Computerspielen besteht lediglich darin, daß alle Spielfiguren, denen man begegnet, reale Personen aus der Compu-Serve-Gemeinde repräsentieren. Man kann sich mit ihnen verabreden, unterhalten und vieles mehr – alles familiengerecht und völlig gewalt- und sexfrei.
WorldsAway wird nur direkt über CompuServe, nicht über das Internet erreichbar sein. Den Januar-Ausgaben einiger Computerzeitschriften ist eine CD- ROM beigelegt, die neben der neusten Version des CompuServe Information Managers auch eine Worlds-Away-Demo enthält. Dieter Grönling
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