piwik no script img

Galerieraum F 200Unter dem Pflaster der Sand

Birgit Maria Wolf, „Teppich VI und VII“, 2018 Foto: Kunstraum F 200

Die berühmten blühenden Landschaften, hier sind sie zu sehen – und die Kohle-Abraum-Bagger. Aber bevor dieser Satz auf die falsche Spur führt: Es geht mal nicht um Ostdeutschland. Die Doppelausstellung von Birgit Maria Wolf und Hannah Becher im zwölf Meter hohen Atrium des Philip-Johnson-Gebäudes in der Friedrichstraße handelt von „Sand und Getriebe“ – so der Ausstellungstitel. Sand aus aller Welt und damit in allen Farben ist das Material, mit dem Birgit Maria Wolf arbeitet. Getriebe wiederum sind essenzieller Teil der Industrieaggregate, die Hannah Becher mit Kohlepapier, Grundierung, Drucken und Schablonen sowie deckenden und transparenten Farben zu ihrem zentralen Bildmotiv übereinander schichtet. In Wolfs zartem Pflanzenfries fällt der ihrem Material so verbundene Strandhafer auf, den die Künstlerin im Berliner Pflaster findet. Die Hauptstadt schwimmt bekanntlich im Sand, mit dem Wolf auch komplexe geometrische Abstraktionen zeichnet. Beim Triptychon „Penrose“, einer mathematischen Visualisierung, verengen beziehungsweise verzerren sie sich immer mehr. Und das Ornament bei „Teppich VI und VII“ ist paradoxerweise kristallin und scharf. Dass also Sand nicht ins Getriebe kommen darf, versteht sich. Die Störungsanfälligkeit der industriellen Ordnung aber fasziniert Hannah Becher durchaus. Das zeigen die Schleier, Risse und Schrunden, mit denen sie die machtvollen Apparate ihrer Großformate belegt, auch wenn sie mit der Zeitlosigkeit des Naturgegenstands auftreten. (wbg)

Bis 14. 7., Mo.– Fr., 11–18 Uhr, Friedrich­straße 200

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen