Galal Al-Ahmadi: Metapher
Ich allein im Bahnhof
und er allein in mir.
Ich spanne den Schirm auf
für die fehlende Person an meiner Seite
stelle mir vor, die Gleise hätten Gesichter
gebe den Koffern traurige Namen
und den Hunden lustige.
Ich sitze da, einsam wie die Ewigkeit
beobachte die Leute
die einen nehmen Abschied von ihren Lieben
die anderen kehren gerade von der Reise zurück
Alle Texte aus dem Flucht-Schwerpunkt der taz und Podcasts zum Thema finden Sie unter taz.de/2015
schleppen Geschenke an und Erschöpfung.
Ich beobachte die Gepäckträger
wie sie die Fremden in die Arme schließen.
Beobachte voll Neid die heimatlosen Katzen
die sich zum Schlafen auf die Schienen legen
sich nicht scheren
um unser Geschrei
und das Schrillen der Telefone.
Ich war hier schon einmal, glaube ich
in einem anderen Leben
vielleicht
als Regentropfen
oder als Zug
Aus dem Arabischen übersetzt von Laila Chamma im Rahmen des Projekts Weiter Schreiben
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