GREEN DOOR BAR (4) : Doing Gender
Wie nicht anders zu erwarten, steht die in grüner Ölfarbe gemaserte Eingangstür der gleichnamigen Bar am Winterfeldtplatz dem Besucher nicht einfach offen. Um eingelassen zu werden, drückt man eine Klingel, die dann – anders als zu erwarten – keineswegs klingelt, sondern einen Lichtalarm auslöst und damit einen der Barleute in Bewegung setzt. Sein prüfender Blick durch den Spion entscheidet dann, ob man ein- oder draußen stehen gelassen wird.
Als Charles Schumann einmal schauen wollte, was es mit der Green Door Bar eigentlich auf sich hat, wurde er draußen stehen gelassen. Künstlerpech. Möchte man sagen. Bekanntlich ist das Schumann’s in München auch international die berühmteste Bar Deutschlands. Daher nähme man an, dass sämtliche Barleute dieser Welt a) Charles Schumann erkennen würden (zumal er seine markante Fresse für Baldessari und Boss hingehalten hat) und b) begeistert wären, sollte er bei ihnen Einlass begehren.
In München ging ich übrigens nicht ins Schumann’s, ich ging zu Kalle. Wir kannten uns aus dem Grundstudium Politische Wissenschaften, wo Charles Schumann, der damals noch in Harry’s Bar arbeitete, als eine Art Elder Statesman im Seminar von Cornelius Mayer-Tasch zu Rousseau – oder war’s Machiavelli? – neben mir saß. Als Cornelius Mayer-Tasch über Letzteren dozierte, sprach er irgendwann davon, dass sie das und das getan habe, dass sie dann in die Verbannung gezwungen worden sei, wo sie ihr berühmtes Werk „Il Principe“ schrieb. Im Seminar wurde es immer unruhiger, vor allem unter den Studenten, bis es einer nicht mehr aushielt und Mayer-Tasch korrigierte: „Aber Machiavelli war doch keine Frau!“ Worauf der zerstreute Professor verwundert in den Raum blickte und sagte: „Ach, tatsächlich? Woher wissen Sie denn das so genau?“ BRIGITTE WERNEBURG