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Archiv-Artikel

GLANZTATEN DER PUTZPERLEN

VON JENNI ZYLKA

Das neue Highlight der immerwährenden Sammlung an „Suche“- und „Biete“- Zetteln mit abreißbaren Telefonnummerfetzen hing seit Samstag in Horst-Mahler-Kopfhöhe am Lieblingsbaum der Kiezhunde. Darauf, in wackeligen, wackeren Lettern: „Deutsche Hausfrau hilft Ihnen beim Putzen und kauft auch für Sie ein.“ Da kann man ja wirklich froh sein, dass es sich um eine teutsche Perle handelt! Man stelle sich nur mal vor, eine italienische Haushaltshilfe würde ihre Arbeitskraft anbieten! Und dann stände man da mit frischem Feudel, zur verabredeten Morgenstund, 6 Uhr 30, und wer kommt natürlich viel zu spät? Und kauft nichts als Rotwein und Pasta? Und haut mit dem restlichen Haushaltsgeld ab?

Oder eine südamerikanische, und die will dann erst ein bisschen Gitarre spielen und dann Anschluss! An den Hausherrn! Nicht auszudenken. Der Zettel klebt jetzt sicher aufbewahrt ganz vorn im „Suche/Biete“-Album, noch vor der kleinen Kollektion an Fotos entlaufener Hunde und Katzen, die auf dem Bild satanistisch tiefschwarze Augen haben, weil ihre Augäpfel den Blitz reflektierten.

Eine andere Haushaltshilfe mit immerhin ungarischen Vorfahren erzählte neulich, dass sie am Heiligabend im vergangenen Jahr wegen zu viel Schnee auf ihrer Route aufgehalten worden war und so eine Verspätung von drei Stunden mit sich herumschleppte – diese Marotten hat sie sich bestimmt bei der italienischen abgeguckt. In den drei Stunden hatte die alte Dame, die die nächste auf der Putzfrauentour gewesen wäre, ihren alten, gehbehinderten Ehemann ausnahmsweise mal selbst aus dem Bett und in die Badewanne gehievt. Schließlich war Weihnachten, und man erwartete ja jeden Augenblick die Perle, die ihn zurück ins Bett bugsieren sollte. Das Herausheben aus der Wanne ging nämlich ohne fremde Hilfe gar nicht.

Nun blieb die Perle aber abwesend, es wurde später, das Badewasser frostiger, und schließlich ließ die alte Dame, geistig noch unheimlich auf Draht, das Badewasser ab, schmiss ein paar Gästehandtücher auf ihren Mann, stopfte ihm ein Kissen in den Rücken und war gerade dabei, einen kleinen Plastiktannenbaum mit zwei Teekerzen auf dem Seifentablett anzubringen, das in der Mitte der Wanne von einer zur anderen Seite ging, als die Tür aufging. Ich hätte es ihm schon schön gemacht, verteidigte die erfinderische Dame sich, aber die Putzfrau legte den mit den Drittzähnen klappernden Senior trotzdem ins warme Bett. Manchmal kann ein Zweitschlüssel Leben retten.

Ein Freund, der nach außen hin immer aussieht wie frisch aus einem blitzsauberen Öko-Ei gepellt, nach Tabac Original duftend, die Bügelfalte rasiermesserscharf, erzählte dafür gestern am Telefon vom Armdrücken mit einer Gruppe Gecken, als er plötzlich mitten im Satz innehielt und angeekelt sagte: Mist, jetzt bin ich auf ein Kaugummi getreten! Iih! Auf die Frage, wo er sich denn befinde, antwortete er: In meiner Küche, wieso? Dem müsste man unbedingt mal die deutsche Putzfrau auf den Hals schicken. Am besten mit einem Nudelholz.