GEZ: Zur Abwechslung mal freundlich

Mit der GEZ in der Gartenlaube - die ungeliebten Geldeintreiber für ARD und ZDF starten auf der IFA eine Charme-Offensive. Gratis-T-Shirts gibts auch.

Gebühren, alta - Sammy Deluxe mit Keks gibt sein Gesicht fürs Gebührenzahlen her. Bild: GEZ

"Natürlich zahl ich", steht auf den T-Shirts. Menschen bekommen sie auf der gestern zu Ende gegangenen Internationalen Funkausstellung (IFA) von der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) für ARD und ZDF geschenkt - und sie können sich mit ihnen fotografieren lassen. Also mal ne Frage an die Frau, die gerade ihr GEZ-T-Shirt abgestaubt hat: Und, zahlen Sie wirklich? "Natürlich", sagt sie. Na bitte. Aber dann, leiser: "Ich muss ja." Ihre Rente sei klein, sagt sie, und sie sei dagegen vorgegangen, zahlen zu müssen. Aber sie hat verloren.

Jetzt lässt sie sich mit einem "Natürlich zahl ich"-T-Shirt fotografieren. Ein kleiner Trost. Vielleicht auch für die GEZ: Ihr Ruf ist von Grund auf ruiniert, jetzt soll er gerettet werden, mit einer neuen Imagekampagne und Aktionen wie bei der IFA. Gegenüber präsentiert sich der RBB in warmen Rot- und Orangetönen. Das Erste der ARD und Deutschlandradio Kultur präsentieren sich in Himmelblau, Audiogerätehersteller in vollverglaster Offenheit. Die GEZ zeigt sich dagegen in tiefem Schwarz. Sie hats ja nicht so mit der Wärme.

Vor wenigen Tagen ließ die GEZ die Webseite akademie.de abmahnen, weil sie Begriffe wie "GEZ-Gebühren" verwendete statt "gesetzliche Rundfunkgebühren", oder "GEZ-Fahnder" statt "Beauftragtendienst der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten"; die Begriffe dienten, "ein negatives Image der GEZ hervorzurufen". Die FAZ schrieb, die GEZ "nutzt geschickt die rechtlichen Grauzonen und die Unwissenheit der Bürger". Und bei jetzt.de hieß es: Die Kölner Institution habe ein schlechteres Image "als U-Bahn-Kontrolleure und Journalisten zusammen. Deren Mitarbeiter und ihre (bisherigen) Kampagnen zeichnen sich nämlich vor allem durch ein unübertroffenes Maß an Arroganz (Mitarbeiter) und Dummheit (Kampagne) aus."

Adalbert von Cramm hat damit die undankbarste Aufgabe der Welt. Er ist Marketingchef der GEZ. "Seien Sie fair, melden Sie sich an", fordern wie er nun fünf PappkameradInnen auf der IFA - darunter der Rapper Samy Deluxe, ein türkischer Arzt und eine taz-Kultur-Redakteurin. Unter ihren Fotos steht, warum sie die Gebühren zahlen.

Diese Gründe leuchten durchaus ein. Die teilweise mehr als rigiden Methoden des "Beauftragtendienstes der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten" und der Protest dagegen sind schließlich nur die halbe Wahrheit hinter der Zahlungsunwilligkeit vieler RundfunknutzerInnen. Die andere denkbare Wahrheit ist, dass Menschen Geiz offenbar grundlegend geil finden: 17,03 Euro Rundfunkgebühr pro Monat für ARD, ZDF, die Dritten, das öffentlich-rechtliche Radio - dreimal ins Kino zu gehen ist teurer. Und so plädiert die GEZ nun, nachdem sie jahrelang in knallblöden Kinospots Drohungsszenarien errichtet hat und vom Publikum dafür regelmäßig und natürlich völlig zu Recht ausgelacht wurde - für Fairness. Die Kampagne sei "sehr viel zurückgenommener, informierender und freundlicher als das, was wir vorher hatten", sagt von Cramm.

Die GEZ hat die Keule fürs Erste eingepackt. Es ist ein neuer Ton für eine anbrechende neue Zeit. Das System der "gerätebezogenen Rundfunkgebühr", wonach schon die Bereithaltung eines Geräts zur Zahlung verpflichtete, ist angesichts der technischen Möglichkeiten und der Digitalisierung überholt. Nächste Woche spricht das Bundesverfassungsgericht ein Grundsatzurteil über die Zukunft der Rundfunkgebühren und womöglich zur Frage, was die Gebühr heute überhaupt bedeutet. Große, schwierige Fragen. Bis dahin bleiben die kleinen Fragen der Endverbraucher. Die meist gestellte Frage, sagt eine der jungen Frauen hinter dem GEZ-Stand - die IFA besticht wie immer durch junge Frauen hinter den Ständen und alten Männern davor -, sei: "Muss ich zahlen, wenn ich einen Fernseher in meiner Gartenlaube habe?" Come on!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.