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GASTKOMMENTARStart der Akzeptanzballons

■ Mit Bioplastik will die Gen-Industrie ihr Image aufpolieren

Hurra, das neue Bioplastik ist da! Es wächst demnächst auf unseren Äckern, in den Knollen von gentechnisch manipulierten Kartoffeln. »Gentechnik für die Umwelt« — ein neues Image wird kreiert: alles »bio«, alles »sanft«, alles »grün«! Mit diesem Öko-Image sollen Freilandversuche mit gentechnischen Kreationen, die bisher auf öffentlichen Widerstand treffen, »endlich« gangbar gemacht werden. Bisher wurden nur einmal gentechnisch veränderte Pflanzen außerhalb der Gewächshäuser getestet. Warum Petunien lachsrot blühen sollten, ließ sich dabei schwer begründen. Das scheint bei der Produktion von biologisch abbaubarem Verpackungsmaterial anders. Während die Eindämmung der Verpackungsflut am Widerstand der Industrie scheitert, wird eine Lösung aus dem Reagenzglas gezaubert. Die Gunst der Mobilisierung zum Thema nutzend, hat das Institut für Genbiologische Forschung eine überhastete Freisetzung angekündigt. Die Testergebnisse aus dem Gewächshaus sind so spärlich, daß jede Aussage über die technische Tauglichkeit der Pastikkartoffel völlig verfrüht ist. Die kommerziellen Barrieren sind noch größer: Bioplastik gibt es längst, es ist nur nicht konkurrenzfähig.

Technisch weiterentwickelt ist die gentechnisch induzierte Widerstandsfähigkeit gegen Unkrautvernichtungsmittel — noch mehr Gift kann auf die Äcker gesprüht werden. Gefährlicher sind gentechnische Frostschutzbakterien, die das Klima verändern können. Hier wartet das Gen-Business mit Freilandversuchen in der Bundesrepublik noch, bis Gewöhnungseffekte eingetreten sind. Die Plastikkartoffel ist für die Gen-Industrie, was der Zerstörer »Bayern« in der Adria für die militärische Expansion Deutschlands bedeutet: ein Versuch nämlich, bislang geltende Grenzen zu verwischen. Bernhard Gill, Gen-ethisches Netzwerk

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