GALERIE CINZIA FRIEDLÄNDER : Abstrakte Bedürfnisse figurativ in Szene gesetzt
Während die 80er und 90er Jahre in lustigen bis absurden Zusammenhängen wieder aufleben, fällt die tatsächliche Rückbesinnung auf Originale, die damals nicht die Oberfläche besiedelten, eher mager aus. Umso erstaunlicher ist Martha Jungwirths Präsenz in der Galerie von Cinzia Friedländer. Denn selbst nach 50 Jahren Kunstproduktion lässt sich die österreichische Dame nicht auf eine, nicht einmal auf ihre Perspektive festlegen. So spiegelt ihre vermeintlich nicht figurative Malerei genau jene Leichtigkeit und Widerstandskraft, die für jene Zeit so typisch war. Warum also nicht immaterielle Substanz visualisieren und somit eine Figur visualisieren? Etwa wenn sie einem augenscheinlich abstrakten Farbenspiel durch den Titel „Selbstportrait“ eine klare Interpretationslinie zuweist. Ende der 80er glaubte eben die Mehrzahl der Menschen an ihre Nischen, die nur so in den Köpfen wie in der Realität existieren konnte. Ob als künstlerisches Konzept oder als Spielwiese gesellschaftlicher Modelle. Und so unvoreingenommen wie vor einer visuellen Spielwiese steht man den Bildern Jungwirths in „Pädagogisch wertlos“ gegenüber. Schicht um Schicht freut man sich an den Farben, den seltsamen Formen, und schneller, als man denkt, ist ein Liebling gefunden. MJ
■ Bis 27. Juli, Mi.–Sa., 13 bis 18 Uhr, Potsdamer Straße 105, Durchgang zum 2. Hof