Merci et au revoir, Fronkreisch: Fussi im Viertel
Pappmaschee-Hähne im Tietjen
Es soll ja ernsthaft Leute geben, die ihr Jüngstes, Wertvollstes Zinedine Siewert oder ähnlich nennen wollen – na, wie den Zidane vom Weltmeister! Diese Sorte Menschen, die WM-Addicts, dürften sich an diesem Mittag sauunwohl im Tietjen fühlen. Es geht nämlich um alles, auch beim rustikalen, aber dennoch modernen Edelfleischer mit Fressecke mitten im Viertel. Immerhin kämpft der Fussi-Goliath mit dem Latino-Zwerg Uruguay darum, nicht jetzt gleich schon au revoir und zurück zu Baguette und Jeanette sagen zu müssen. Aber im Tietjen spielt der Welt-Fußball nur eine Nebenrolle. Keine Tricoloren, dafür mischt sich Geschirrrasseln mit dem näselnden Sound von Heribert Fassbender.
Hier gibt‘s kein Bonjour, sondern ein markiges „Mahlzeit“ am Tresen, die Garçons sind Frauen, lugen nur beiläufigst auf die Mattscheibe. Immerhin gibt es Hühnersuppe mit Baguette (!), der Fernseher (Zu-Hause-Größe) ist von zwei beinah gallischen Pappmaschee-Hähnen eingekreist und steht auf einem Altar, der – so hätte man es sich gewünscht – leider nicht eine Nachbildung des Arc de Triomphe, sondern nur ein Bauernschrank ist. Drin: provençalisches Olivenöl und Leberpaté aus der Normandie. 0:0, merci Fronkreisch, danke Tietjen für den ruhigen Fußballmittag. ksc
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