Fußballer im Ramadan: Glaube schießt Tore

Seit dem 13. September begehen die Muslime den Ramadan und fasten tagsüber. Auch Sportler wie Ribéry und Göktan halten sich daran. Wie Fußballer den Fastenmonat begehen.

Nach fünf Tagen Fasten fit im Training: Franck Ribery Bild: ap

Der Fastenmonat Ramadan gilt im Islam als besonders heilige Zeit. Doch nicht alle muslimischen Profi-Fußballer in Deutschland nehmen darauf Rücksicht. Berkant Göktan gilt derzeit als einer der besten Spieler der zweiten Liga.Der Deutsch-Türke machte in der letzten Saison in nur 13 Spielen zehn Tore für den TSV 1860 München. In der dieser Spielzeit hat der 27-Jährige auch bereits dreimal getroffen. Den Respekt, den er mittlerweile landesweit genießt, hat er sich hart erarbeitet. "Den Ramadan mache ich nicht mit", gesteht Göktan freimütig. "Das Fasten würde mich um alle Kräfte bringen. Da könnten sie mich beim Training gleich neben dem Pfosten abstellen."

Ähnlich denken Serdar Tasci und Sami Khedira vom Deutschen Meister VfB Stuttgart. Halil Altintop (Schalke 04) kann in diesem Jahr ebenfalls nicht mitfasten. Zu hoch sei die Belastung durch Bundesliga, DFB-Pokal, Champions-League und EM-Qualifikation. "Bei den vielen englischen Wochen im Herbst würde mir sonst die Puste ausgehen", so der türkische Nationalstürmer.

Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders, er gilt als strenge Fastenzeit. Den Anfang dieser Periode zeigt die Sichtung der neuen Mondsichel in der letzten Nacht des Vormonats Scha'ban an. In diesem Jahr fiel das auf den 13. September. Letzter Tag wird der 12. Oktober sein. Das bedeutet 30 Tage Disziplin. Weil das Fasten täglich von Beginn der Dämmerung bis zum Einbruch der Nacht vorgeschrieben ist, also von 6.00 Uhr morgens bis etwa 18.00 Uhr abends, bedeutet die Enthaltsamkeit von Speisen und Getränken eine besondere Herausforderung.

Ob Adil Chihi vom 1. FC Köln, Franck Ribéry (Bayern München) oder Vahid Hashemian (Hannover 96) - sie alle bezeichnen sich als gläubig, bekennen sich dazu, ihr Leben nach dem Koran auszurichten. Ramadan bedeutet Enthaltung vom Verzehr jedweder irdischer Substanzen, dazu gehören auch Rauchen und Geschlechtsverkehr. Zum Fasten ist jeder Muslim verpflichtet, der in Vollbesitz seiner Geisteskräfte, volljährig und physisch dazu imstande ist. Dazu gibt es mehrere ethisch-moralische Komponenten, die der Muslim im Ramadan zu beachten hat. Unbedingt zu vermeiden sind üble Nachrede, Verleumdung, Lügen, Beleidigungen aller Art sowie Handlungen, die Leidenschaft erregen könnten.

"Das Fasten ist eine direkte Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer, also ein Gottesdienst, der frei von Heuchelei sein muss", erklärt Abdelaziz Ahanfouf von Arminia Bielefeld. So soll die Seele gereinigt und die Beziehung zu Allah gefestigt werden. Ahanfouf ist ein leuchtendes Vorbild für alle muslimischen Kicker - und das seit zehn Jahren. Der Deutsch-Marokkaner ist streng gläubig, während des Ramadan isst und trinkt er nicht. "Die ersten zwei, drei Tage sind besonders hart, aber dann hat man sich schnell daran gewöhnt", erklärt der Angreifer, der bislang zwölf Treffer in 60 Bundesligaspielen erzielte. Und er achtet darauf, unreine Gedanken jeglicher Art zu vermeiden. Auch Sex sei tabu.

Dass sich sein Fasten negativ auf seine Leistungen auswirkt, glaubt Ahanfouf nicht, er lebt nach der Maxime "Glaube versetzt Berge." Vor zwei Jahren erzielte er ausgerechnet während des Ramadan Tore wie am Fließband, damals noch für den MSV Duisburg. Auf derlei Erfolgserlebnisse muss der 29-Jährige in dieser Spielzeit noch warten. Nach einem Wadenbeinbruch im August 2006 erlebte er ein Seuchenjahr. Nun muss er nur noch eine Achillessehnenreizung auskurieren. "Dann greife ich wieder an", sagt er.

Ausnahmeregeln für das religiös motivierte Fasten sind umstritten. Nach gängiger Koran-Interpretation dürfen kranke Menschen, schwangere Frauen, kleine Kinder oder körperlich schwer Arbeitende das Fasten aussetzen. Doch ob auch Profi-Fußballer zu den "schwer Arbeitenden" zu zählen sind, ist fraglich. In muslimischen Gesellschaften wie dem Iran, Algerien oder Tunesien trainieren und spielen die Fußballer jedenfalls oft erst nach Sonnenuntergang. Diesem Rhythmus wiederum kann auch 1860-Stürmer Göktan etwas abgewinnen. Der schlitzohrige Angreifer hat schon einen Plan für Zukunft: "Nach meiner Karriere mache ich nur noch Ramadan."

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