Fußball: Alte Dame zu schnell
Hertha BSC verkauft seine Spieler derzeit so überstürzt, dass sogar die Werbung nicht mehr aktuell ist.
Nicht einmal der Hauptsponsor kann sich noch auf das rasante Tempo einstellen, in dem Hertha BSC derzeit seinen Kader reduziert. Anders lässt sich die gesterige Anzeige der Deutschen Bahn in Berliner Tageszeitungen wohl kaum erklären. Für die Hertha-Bahncard wurde geworben, und zwar mit einem Spieler, für den sich das Unternehmen schon vor Wochen entschieden hatte: Stürmer Christian Giménez, Südamerikaner, gutaussehend, torgefährli
Nur leider war Giménez zum Zeitpunkt des Abdrucks bereits auf dem Weg zu seinem neuen Verein in Mexiko. Hertha hatte ihn tags zuvor für 2,2 Millionen Euro verkauft, ohne offensichtlich den Sponsor zu informieren.
Nun muss sich die Deutsche Bahn schleunigst nach einem neuen Hautpwerbeträger umgucken. Viele Spieler bleiben dafür allerdings nicht mehr übrig. Schließlich hat Hertha-Manager Dieter Hoeneß in den letzten Wochen eine Transferorgie gestartet, die manche als Ausverkauf interpretieren. Elf Abgänge stehen lediglich drei Neuverpflichtungen gegenüber. Erstaunlich ist insbesondere, mit welcher Leichtigkeit Hoeneß Herthas vielversprechende Talente verscherbelt - eine kurzfristige Taktik, die in gewisser Weise die langfristige Strategie aushebelt. Denn vor Jahren schon einigte man sich in Berlin darauf, die Jugendarbeit zu stärken, um weniger von teuren Neuverpflichtungen abhängig zu sein.
Immerhin ist jetzt mit fast 15 Millionen Euro genügend Geld in der Kasse, um kurz vor Saisonstart noch einige namhafte Zugänge schultern zu können. Dann hätte die Bahn auch wieder ausreichende Werbegesichter, die so schnell nicht gewechselt werden müssten.
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