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FussballFröhliches Geharke auf schwerem Acker

Im Zweitliga-Spiel gegen den Tabellendritten, den FC Augsburg, schafft Union nur ein 0:0. Trotzdem bleiben die Spieler locker: Der Knoten, den sie sich seit Monaten in die Beine gespielt hatten, hat sich gelöst.

Es herrschte eine ungewöhnliche Atmosphäre allseitiger Zufriedenheit an der Alten Försterei. Das verwunderte, zumindest im Hinblick auf Union Berlin. Kommt es doch selten vor, dass der Trainer des Gegners, in diesem Fall der Augsburger Coach Jus Luhukay, die Chancenverwertung des Kontrahenten bemängelt: "Union hat nur eins vergessen. Das ein oder andere Tor zu schießen." Man war sich in Köpenick ausnahmslos darüber einig, dass der Sieger der Partie eigentlich nur Union Berlin hätte heißen dürfen. In den 90 Minuten zuvor hatte sich einfach zu viel in der Augsburger Hälfte zugetragen und zu wenig auf der anderen Seite. Ein statistischer Beleg dieser Einseitigkeit war die Schussbilanz von 24:3 zugunsten von Union. Die Partie aber endete torlos.

Die Gäste waren natürlich beglückt, dass sie den Berliner Sturmlauf schadlos überstanden hatten. Und die Gastgeber? Bei denen blühte trotz fehlender Trefferausbeute der Flachs. Michael Parensen, der auf der linken Mittelfeldseite auffällig gut agierte, sagte zu seinem Freistoßlattentreffer in der 24. Minute: "Ich übe das noch ein bisschen, dann klappt das besser." Zur Systemumstellung von 4-5-1 auf 4-4-2 befragt, erklärte Dominik Peitz den Reportern: "Ihr habt ja so geschimpft, deshalb haben wir heute wieder mit zwei Stürmern gespielt." Und auch der neue Union-Spielführer Daniel Göhlert ließ sich zu einem flotten Spruch hinreißen. Sein Vorgänger Younga-Mouhani musste nämlich überraschenderweise auf der Bank Platz nehmen. Schon Daniel Schulz und Marco Gebhardt waren zuletzt unter Trainer Uwe Neuhaus ins zweite Glied gerückt und hatten ihre Kapitänsbinde notgedrungen abgegeben. Göhlert versicherte: "Ich habe mir jetzt eine andere Binde genommen."

Man war also zum Scherzen aufgelegt. Dabei hätte sich Union mit einem Sieg gegen den Tabellendritten noch einmal unter die Wettbewerber um einen Aufstiegsplatz mischen können. Doch solche Ambitionen hat man beim Aufsteiger aus der Dritten Liga stets für sich in Abrede gestellt - auch zu Zeiten, als die Aussichten wesentlich günstiger waren. Der sportliche Erfolg, hieß es damals, ließe sich nicht ungebremst fortsetzen. Der Beweis wurde nachgeliefert. Von den letzten neun Spielen hat Union nur eins gewonnen. Der Emporkömmling plagt sich mit selbst prognostizierten Wachstumsstörungen. Zuletzt wirkten die Auftritte des Teams staksig und unbeholfen.

So betrachtet, konnten die Berliner mit ihrer Vorstellung gegen Augsburg durchaus zufrieden sein. Der Knoten, den sie sich in den vergangenen Monaten in die Beine gespielt hatten, hatte sich gelöst. Die erste Halbzeit gehörte zu den besten Darbietungen dieser Saison. Besonders über die Außenbahnen erzeugten die Unioner einen immensen Druck, den die Augsburger oft nur mit Fouls unterbinden konnten.

Mit ihrer Kampfkraft warfen die Unioner ihr größtes Pfund in die Waagschale. Was aber angesichts miserabler Bodenverhältnisse erstaunte: Es wurde auch präzise kombiniert. Parensen berichtete, man habe sich bereits im Team darüber belustigt, dass vor zwei Wochen in Düsseldorf auf bestem Rasen keinen Pass über drei Meter gelang, man "auf dem Acker" dagegen den Ball so gut zirkulieren ließ. Zählbares sprang dabei nicht heraus, weil den Offensivkräften die Fortune fehlte. Hier taten sich vor allem die fleißigen Stürmer Kenan Sahin und John Jairo Mosquera hervor. Letzterer schoss etwa in der 60. Minute freistehend dem Keeper den Ball in die Arme. Etliche Male strich das Leder nur um Zentimeter am Torgestänge vorbei. Was blieb, war der gute Gesamteindruck von Union.

Wobei der abseits des Fußballplatzes stark gelitten hat. Etwa 150 Union-Fans waren vergangene Woche beim Hallenturnier des Erzrivalen Berliner FC Dynamo aufgetaucht und hatten dort eine Keilerei angezettelt. Der Verein kündigte daraufhin Stadionverbote für die ermittelten Straftäter und ein sogenanntes Maßnahmepaket für die Fan-Arbeit an, das in den nächsten Wochen konkretisiert werden soll. In einer Erklärung hieß es, man reagiere damit auch auf die veränderte Fanstruktur, die sich aus der Verdoppelung des Zuschauerzuspruches ergeben habe. Ob der Aufbruch uralter Konfliktlinien wirklich als Wachstumsstörung dargestellt werden kann, kann man zwar hinterfragen. Das Ergebnis allerdings, mehr Investition in die Fan-Arbeit, ist allemal sinnvoll.

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