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FussballHerthas Zukunft im Pech

Das DFB-Pokalfinale der A-Junioren verliert Hertha 1:2. Trotzdem setzt der Verein große Hoffnungen in den Nachwuchs.

Die Hoffenheimer bejubeln den Pokalsieg. Bild: DPA

Am Ende ging nichts mehr. Gleich drei Herthaner plagten sich mit Wadenkrämpfen herum. Sie hatten gekämpft bis zur Erschöpfung. Die Nachwuchskicker hatten zeigen wollen, dass Hertha BSC noch siegen kann. Sie wollten einen Kontrapunkt setzen zur katastrophalen Saison der ersten Mannschaft, die künftig in der zweiten Liga spielen muss. Ausgepumpt lagen die jungen Herthaner auf dem nassen Grün des Stadions am Wurfplatz, wohin die Partie wegen des Dauerregens und zur Schonung des Grüns im Olympiastadion verlegt worden war, und betrauerten ein Spiel, in das sie so viel Hoffnung gelegt hatten.

1:2 ging es aus, das DFB-Pokalfinale der A-Junioren. Auch Herthas Angreifer Marco Djuricin, der mit Dehnungsübungen gegen die schmerzenden Krämpfe anging, hatte alles gegeben. "Wir hätten das gewinnen müssen", sagt er mit wienerischem Akzent, "wir hatten doch Heimvorteil." Wütend klang das, uneinsichtig. Er wollte noch nicht glauben, dass die einmalige Chance dahin war. Djuricin war einer der besten Herthaner auf dem Platz. Er konnte in der ersten Halbzeit per Elfmeter die Führung der Hoffenheimer ausgleichen (14. Minute), doch später scheiterte er immer wieder am hervorragend haltenden Hoffenheimer Keeper Lück.

Es mag gewagt klingen, aber Djuricin ist einer derjenigen Nachwuchsspieler, die Herthas Zukunft verkörpern. Er ist zwar erst 17 Jahre, trotzdem zeigt der Angreifer gute Anlagen. Hinzu kommt, dass der Nachwuchs durch den Abstieg der ersten Mannschaft jetzt näher an die Profis heranrückt und schneller Erfahrung in der Bundesliga sammeln dürfte. "So ein Klub darf eigentlich nicht absteigen", sagt der Wiener, "aber für uns Jungen ist das natürlich die Chance, dass wir den Klub wieder hochschießen." So unrecht hat er nicht.

Hertha mit seinen über 30 Millionen Euro Schulden muss auf den eigenen Nachwuchs setzen, der Verein kann gar nicht anders. Im Fokus von Hertha-Manager Michael Preetz sind bereits Mittelfeldspieler Lennart Hartmann, Außenverteidiger Shervin Radjabali-Fardi oder Innenverteidiger Fanol Perdedaj. Djuricin selbst muss sich wohl noch gedulden. Auch wenn er voller Zuversicht auf ein Gespräch hinweist, das er demnächst mit Preetz führen darf, der Manager dämpft seine Hoffnungen etwas: "Er spielt ja erst im ersten Jahr in der A-Jugend, also kommt das Profigeschäft für ihn vielleicht noch etwas zu früh." Doch alle guten Spieler würden ihren Weg gehen, sagt Preetz, "und auf Zeit auch Marco".

Preetz ist froh, dass nach "zwei, drei schwächeren Jahrgängen jetzt wieder etwas nachkommt". Das Fachblatt Kicker hat errechnet, dass Hertha in den letzten 20 Jahren immerhin 14 Spieler ausbildete, die aktuell in den Kaderlisten der 18 Erstligisten stehen. Die Statistik zeigt allerdings auch, dass die Talente bei Herthas Profis selbst kaum zum Einsatz kommen. In dieser Rubrik belegt der Klub nach Auswertung der Hinrunde 2009/2010 nur den letzten Platz mit 8,6 Prozent. Zum Vergleich - Bayer Leverkusens Quote: 29,6 Prozent.

Seit zwei Jahren spielt Djuricin für den Berliner Traditionsklub. Er wurde von Scouts der Herthaner bei einem Hallenturnier in Wiesbaden gesichtet und angeworben. Das Fußballspielen hat er bei den Wiener Kultvereinen Austria und später bei Rapid gelernt. Dennoch hat es Djuricin im Alter von 15 in die deutsche Hauptstadt gezogen. Warum? "Es hat einfach alles gestimmt, man hat mich überzeugt und gut aufgenommen, es sind nette Leute hier", sagt er.

Das Geld spielte, neben der fußballerischen Perspektive, sicherlich auch eine Rolle. Jeder Verein möchte sich möglichst früh die Besten sichern. Finalgegner Hoffenheim hat für den zweifachen Torschützen vom Samstag und Junioren-Nationalspieler Denis Thomalla im Winter 400.000 Euro an den Karlsruher SC überwiesen. So viel hat Marco Djuricin nicht gekostet. Noch nicht.

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