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■ FußballNiederlande haben ihre letzte Chance gewahrt

Rotterdam (taz) – Der Europameister von 1988 muß durch den Hintereingang. Das klare 3:0 gegen Norwegen am Mittwoch abend in Rotterdam sicherte Hollands Nationalmannschaft zwar in letzter Minute einen zweiten Platz in der Gruppe 5, aber die neue UEFA-Arithmetik ließ Oranje am Ende der Qualifikationsrunde dennoch blaß aussehen: Das Team gehört mit Irland zu den zwei „schlechtesten“ der Zweitplazierten und kann sich nur durch einen Sieg im Ausscheidungsspiel über „Jack's Army“ noch für die Endrunde qualifizieren.

Matchwinner beim 3:0 in Rotterdam war Youri Mulder. Zwölf Minuten vor Schluß reagierte Bondscoach Hiddink auf die „Youri, Youri“-Rufe der wie immer gutgelaunten und bunt bemalten Fans und schickte den Schalker für den enttäuschenden Dennis Bergkamp in die Spitze. In der 87. Minute schaffte Mulder das ersehnte 2:0: Vom flinken Ajax- Linksaußen Marc Overmars in freie Schußposition gebracht, vollstreckte er ganz cool und ließ die 49.000 im ausverkauften Feyenoord-Stadion erleichtert aufatmen. Vollends in Wallung geriet das Publikum schließlich beim Solo von Overmars, das das 3:0 (88.) brachte.

Zuvor war die um Bergkamp (Arsenal), Seedorf (Sampdoria Genua), Helder (Arsenal), Numan (PSV Eindhoven) und Witschke (Girondins Bordeaux) aufgestockte Ajax-Auswahl trotz des 1:0 durch Clarence Seedorf (49.) immer nervöser geworden. Die von Trainer Egil Olsen gut eingestellten Norweger hatten durchaus ihre Chancen – nicht so sehr durch eigenes Können als vielmehr durch die oftmals unverständlichen Ballverluste der technisch eigentlich brillanten Niederländer. Wo Sicherheit geboten war, die Führung zu konservieren, versuchten sich gerade vor allem Overmars, Seedorf und Bergkamp zu oft in frivolen Varianten. Und setzten damit die eigene Abwehr dem wachsenden Offensivdrang Norwegens aus, dem ein Remis zum zweiten Platz hinter Tschechien verholfen hätte.

In diesem Fall wären die Niederlande zu Hause geblieben. Jetzt haben sie ihre letzte Chance gewahrt. Angesichts des scheinbar unerschöpflichen Talentereservoirs, aus dem Guus Hiddink vor allem beim Nationalspieler-Lieferanten Ajax schöpfen kann, dürfte Irland eigentlich kein Hindernis sein. Aber Jack Charlton ist eben nicht Egil Olsen, der die Zufälle im Fußball am Computer auszuschließen pflegt.Henk Raijer

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