piwik no script img

Fußball in der Volkswagen-Stadt: Eine BilanzDer VFL Wolfsburg - ein Witz

Nach dem 0:0 gegen Mönchengladbach: Was wird aus dem Volkswagen-Klub? Welchen Fußball Trainer Felix Magath eigentlich spielen will, kann jedenfalls kaum noch irgendwer sagen.

Rekord eingestellt: Ibrahim Sissoko (vorn) ist Wolfsburgs 36. Neuzugang in dieser Saison Bild: dapd

Wolfsburg taz | Sogar im weitgehend humorfreien "Aktuellen Sportstudio" des ZDF wurde unlängst gemeldet, dass der VfL Wolfsburg "heute keinen Spieler verpflichtet" habe. Da war klar, dass der VW-Klub auf seine Art zur Nummer eins der Fußballbranche geworden war: als Witzelieferant. Über keinen anderen Klub wurde in den letzten Wochen so viel gelästert, gehöhnt, auch gelacht, wie über den VfL.

Nun ist die wichtige Funktion von derlei Witzen für die individuelle und kollektive Psychohygiene seit Freud bekannt. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Entwicklung im Sinne der Volkswagen-Manager sein kann. Die halten sich die VfL Fußball GmbH neben der Standortpflege ja zu Marketing- und Imagezwecken.

Acht neue Profis hatte Geschäftsführer, Manager und Trainer Felix Magath in der Winterpause verpflichtet - für offenbar etwa 30 Millionen Euro allein an Ablösesummen. Beim 0:0 gegen den Tabellenvierten Borussia Mönchengladbach am Samstag nun setzte Magath mit Sissoko den 36. Spieler im Saisonverlauf ein; womit er den legendären Rekord eines gewissen Felix Magath - 35 Spieler in einer Saison, mit Eintracht Frankfurt - bereits am 20. Spieltag übertraf.

Ironischerweise hat ja Lucien Favre in Mönchengladbach aus einem abgeschlagenen Tabellenletzten einen zumindest temporären Spitzenklub geformt: mit einer neuen Art, Fußball zu spielen, aber mit identischem Kader. Magath hat den VfL vor dem Abstieg bewahrt und dann erklärt, dass die von Volkswagen geforderte Rückkehr an die Spitze nur mit neuen Spielern möglich sei.

Im Sommer hatte er daher 14 Neue für über 20 Millionen geholt, darunter Russ und Ochs vom Absteiger Frankfurt. Im Winter hieß es dann, dass man mit Absteiger-Spielern wie Russ oder Ochs natürlich nichts reißen könne und neue brauche. Gegen Gladbach spielten sowohl Russ als auch Ochs wieder - ohne etwas zu reißen.

Das ist etwas zugespitzt formuliert, aber bringt auf den Punkt, dass mittlerweile manche die Strategie des VfL als widersprüchlich empfinden. Und was für einen Fußball Magath eigentlich spielen will, ist auch regelmäßigen Stadionbesuchern nicht wirklich klar.

Nun ist Felix Magath, 54, neben Ottmar Hitzfeld der erfolgreichste deutsche Trainer im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends gewesen und hat gute Erfahrungen mit seinem Trial-and-Error-Prinzip gemacht. Und die VW-Manager haben gute Erfahrungen mit Magath gemacht, der ihnen im Jahr 2009 aus dem Nichts heraus die erste deutsche Meisterschaft besorgte. Damals baute er binnen eines halben Jahres ein funktionierendes Team auf, ließ es einen furiosen Konterfußball spielen und entwickelte aus dem Talent Edin Dzeko den besten Spieler, der je in Wolfsburg spielte.

Davon ist man derzeit weit entfernt, auch wenn das Klubumfeld die Rückrundenbilanz der umgekrempelten Mannschaft - ein Sieg, ein Remis, eine Niederlage - selbstverständlich als halb volles Glas interpretiert.

Im Grunde haben die VW-Leute das Konzept des schnellen Erfolgs abgehakt. Letztlich war es auch kein Konzept, sondern schlicht eine Zielvorgabe. Nun heißt es: Drücken wir auf Reset. "Dies ist der Beginn des Neuaufbaus dieser Mannschaft", hat der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn Anfang Januar verkündet.

Für jene Fußballanhänger weltweit, die Vorbehalte gegen Wolfsburg hegen, ist die Situation wunderbar. Aus ihrer Sicht kommt da einer, schmeißt mit Geld um sich und will ihnen das wegnehmen, was rechtmäßig ihnen zusteht. Nichts Schöneres, als wenn das zumindest temporär danebengeht. Es tut so gut. Wie üblich wird auch hier Neid der Abgehängten - Fans ehemals erfolgreicher sogenannter Traditionsklubs - in Moral umdefiniert. Und das Ventil sind: Boshaftigkeiten und Scherze.

Die Frage ist nun nicht nur, ob Magath sein Team findet, sondern auch, ob man auf dem Spielfeld oder in den Köpfen der deutschen Fußballgemeinde eine neue Geschichte erzählen kann, die die aktuelle ablöst, nach der der VfL und damit auch Wolfsburg und VW ein Witz ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • FM
    Felix Maggath

    Zitat: "Logischerweise kann eine Mannschaft die dermaßen durchgerüttelt wurde nicht von heute auf morgen perfekt funktionieren."

     

    Warum schreiben Sie in der Vergangenheitsform? Die Mannschaft wird nach wie vor durchgerüttelt. Ob zum Guten oder zum Schlechten, das wird man erst am Ende der Saison in der Nachbeschau erkennen können?

     

    In den letzten Jahren hatte ich mehrfach das Vergnügen, als Gast in der Fankurve und damit unter den Vfl-Fans der Mannschaft zugucken zu dürfen. Und was definitiv pro Vfl spricht, das sind gleich mehrere Dinge:

    1. ein erstklassiges und englisches Stadion, wenn auch (damals schon) der Rasen dringender Auswechslung bedurfte,

    2. gute Fans in der Nord-Kurve;

    3. gute Pommes Rot-Weiß in der Pause.

     

    Aber spielerisch? Nix. Einzelne Momente oder Lichtblicke lassen sich nicht generalisieren.

     

    Als Quälix sehr spontan und überraschend den Vfl verlassen hatte, war 1a klar, dass die sportliche Leistung zusammenbrechen würde; als zudem der kleine Hoeneß verpflichtet wurde, der zuvor bereits Herta BSC in den Ruin trieb, war ebenso klar, dass der Vfl tief stürzen würde, auch wenn es niemand so wahrhaben wollte. Es wurde dann auch viel schöngeredet.

     

    Was ich bis heute nicht begreife, ist, weshalb der englische Trainer ziemlich unwürdig rausgeworfen wurde. Seine Leistung war OK; aber in seinem Umfeld wurde viel Mist getrieben. Was Quälix schaffte - nämlich mit Ach und Krach den Klassenerhalt -, das hätte der englische Trainer ebenfalls gepackt - und zwar locker. Obgleich seine Gesamtbilanz nicht besonders goldig war, so war sie dennoch in letzter Konsequenz relativ konstant. Dies lässt sich für die von Quälix nicht sagen.

     

    Zur Zeit kann man Quälix dennoch ein wenig Anerkennung trotz wirrer Transfer- und Strategie-Aktivitäten dafür geben, dass er aus dem katastrophalen Fehlstart in die aktuelle Saison eine solide Chance auf das (untere) Mittelfeld gemacht hat.

     

    In der Nachbeschau die letzten Spiele schön oder schlecht zu reden, das halte ich für unsinnig. Denn zum einen ist davon auszugehen, dass er demnächst wieder eine völlig neue Mannschaftskonstellation und Spieltaktik aufbieten wird, und zum anderen ist dann die gegnerische Mannschaft eine völlig andere. In letzter Konsequenz bleiben die vielen bitteren, bösartigen, guten oder freundlichen Worte Makulatur, da letztlich die Zahl der Tore über Gewinn, Niederlage oder das Dazwischen entscheiden werden.

     

    Worin ich N.F. beipflichte, ist, dass es keinen Sinn macht, Tradition und Geld-Vereine einander in einen Wettbewerb als solche zu stellen. Zum einen sind die allermeisten Vereine Traditionsvereine, da sie auf eine lange Vereinsgeschichte zurückblicken; und zum anderen ist die erste Bundesliga eine Geld-Liga und bei weitem nicht so spannend wie die zweite Liga, in der mit weitaus kleineren Budgets das Überleben in überhaupt einer Bundesliga ausgefochten wird. Zudem zeigt die aktuelle Tabelle die Relativität dieser Traditions-/Werks-Elf-Schimpfereien: Sie alle sind von Platz 8 bis 18 "mittendrin" in dem Kampf um die Weichenstellung Mittelfeld oder Abstieg - Hoffenheim als Millionärsschröpfer, HSV, Nürnberg, Köln, Kaiserslautern und Stuttgart als Traditionsclubs, Wolfsburg als Werks-Elf, dabei dann auch Freiburg, Augsburg, Herta BSC als was eigentlich ... Und an der Spitze? Mönchengladbach als arme Sau, Dortmund als Aktiengesellschaft, Bayern als eine Mische aus Tradition und Gelddruckmaschine und Schlake als Traditionsclub mit auch 'nem fetten Etat ... Und dahinter kommen Werks-Elf (Leverkusen) und Tradition (Bremen) und irgendwie so im durchschnittlichen Nichts aus seinem charakterlichen Höhepunkt völlig allein Hanoi96 ... All das Gerede um Geld, Tradition und sonstige Hintergründe ist dumm und hat mit dem Sportlichen nichts zu tun ... Und dass Geld sowie Tradition isoliert betrachtet nicht herhalten können für sportliche Ergebnisse, das ist an sich auch evident.

     

    Jedenfalls ist der Vfl aktuell ein Witz, denn traditionsgemäß wird hier mit viel Geld und merkwürdiger Leistung wenig erreicht. Also auch die Mischung aus Tradition und Geld wirkt sich nicht auf die sportliche Leistung aus. Wenn der Vfl weder für guten, schönen, geschweige denn erfolgreichen Fußball steht und sich erfolgreich (noch) gegen den Abgang in untere Ligen bemüht, solange darf der Verein gerne für Witze herhalten. Denn traurig sein kann man um diesen Club eigentlich nicht.

     

    tl;rd

  • F
    F.N.

    Mir würden spontan viele, viele Sachen einfallen die ich dem schwäbischen "neuen Öko" ob seines Fußballverstandes entgegnen möchte.

    Allein es ist die Mühe nicht wert.

    Und, so sehr es mich als Wolfsburger und glühendem Anhänger unseres VfL auch schmerzt, es ist ja nicht so ganz unwahr, was der selbsternannte Experte für Sport, Umland und Industrie da von sich gibt.

    "Wir" leiden immer noch unter den Nachwirkungen einer überraschenden Meisterschaft und eines fußballerischen Spezialexperten der meinte zeigen zu müssen, dass er eben nicht nur "dem Uli sein klein Bruder" ist.

    Da mag es momentan ein wenig ziellos und unkoordiniert aussehen was Felix Magath hier veranstaltet, "wir" sind aber dennoch davon überzeugt, dass er weiß was er tut, auch wenn es manchmal einen anderen Eindruck erweckt.

    Gegen Köln schlecht gespielt aber trotzdem gewonnen, gegen Bayern gut gespielt aber unglücklich verloren und gegen den zukünftigen deutschen Meister immerhin ein 0:0 erstritten...so kann man das nämlich auch sehen.

    Logischerweise kann eine Mannschaft die dermaßen durchgerüttelt wurde nicht von heute auf morgen perfekt funktionieren.

    Aber zumindest hier in Wolfsburg erwartet das auch niemand.

    2007 haben alle gesagt "was hat der Magath sich nur dabei gedacht...Grafite...kenn ich nicht...Dzeko...wer ist denn das...?" und zwei Jahre später waren eben diese Torschützenkönige (mit neuem, schwerlich zu brechendem, Bundesligarekord wie ich hinzufügen möchte) und Deutscher Meister.

    Seltsamerweise hat da niemand gesagt "Nunja...da hatte ich vor 2 Jahren wohl doch nicht ganz so viel Ahnung wie ich mir das gedacht habe, der Herr Magath aber wohl schon..."

    Oder nehmen wir das Beispiel Schalke (auch wenn es mir ein persönlicher Graus ist diesen Verein als Positivbeispiel heranziehen zu müssen): Die stehen heute auch mit dem Personal das Magath "wild" eingekauft hat so dermaßen gut da, dass sie sich in den letzten beiden Jahren nicht nur sportlich sondern auch wirtschaftlich gesund gestoßen haben (wenn es auch für die nächsten 50 Jahre nicht zur Meisterschaft reichen wird).

    "Wir" sind jedenfalls davon überzeugt, dass es, nicht dieses aber spätestens nächstes Jahr, sportlich wieder bergauf gehen wird.

    Und so lange ertragen wir die Spötter.

    Wir sind kein "Traditionsverein" in diesem Sinne (auch wenn es den VfL schon seit 1949 gibt), wie denn auch?

    Unsere ganze Stadt ist erst mal 70 Jahre alt.

    Aber wir haben einen potenten Geldgeber der es sich zum Ziel gesetzt hat über den Sport internationales Renommée in unser kleines Nest zu bringen.

    Und dass es (fast) egal ist was das kostet und bezahlt wird lassen "wir" uns nicht vorwerfen.

    Den Bayern macht man ja auch nicht zum Vorwurf, dass ein Großteil ihres Wohlstandes daraus resultiert das Olympiastadion quasi geschenkt bekommen zu haben.

    Oder den Schalkern die russischen Gasmillionen angenommen zu haben.

    Oder dass aus dem "Gottlieb-Daimler-Stadion" die "Mercedes-Benz-Arena" wurde...

    Wo Geld ist, wird es immer Neider geben, aber "wir" als Profiteure stehen zumindest über "diesen" Dingen.

    Denn den "Traditionsverein" möchte ich sehe der zu einem wohlhabenden Finanzier sagt "Danke...wir verzichten auf das Geld, krebsen lieber unten in der Tabelle rum, erhalten uns dafür aber unseren Ruf."

    Nichtmal St. Pauli, die ja nun wirklich DER Inbegriff des Traditionsvereins sind, konnten der Verlockung des Geldes nicht gänzlich widerstehen.

    Darum danke ich recht höflich für den Artikel, muss aber leider kundtun, dass ich diesem nicht zustimmen kann (wäre ja auch schlimm, wenn alle immer derselben Meinung wären) und würde mich freuen, wenn zukünftige Berichterstattungen über den VfL Wolfsburg ein wenig differenzierter ausfallen würden...zum Beispiel ohne den Schluß zu ziehen, dass sportlicher "Misserfolg" (ist es ja genau genommen nichtmal...das wird es erst nächste Woche wenn "wir" Aufbaugegner für Freiburg waren...im übrigen eine Wolfsburger Spezialität auf die wir gerne verzichten würden) einen international agierenden Konzern und eine ganze Region der Lächerlichkeit Preis gibt...

    In diesem Sinne...

  • FM
    Felix Maggath

    Zitat: "Logischerweise kann eine Mannschaft die dermaßen durchgerüttelt wurde nicht von heute auf morgen perfekt funktionieren."

     

    Warum schreiben Sie in der Vergangenheitsform? Die Mannschaft wird nach wie vor durchgerüttelt. Ob zum Guten oder zum Schlechten, das wird man erst am Ende der Saison in der Nachbeschau erkennen können?

     

    In den letzten Jahren hatte ich mehrfach das Vergnügen, als Gast in der Fankurve und damit unter den Vfl-Fans der Mannschaft zugucken zu dürfen. Und was definitiv pro Vfl spricht, das sind gleich mehrere Dinge:

    1. ein erstklassiges und englisches Stadion, wenn auch (damals schon) der Rasen dringender Auswechslung bedurfte,

    2. gute Fans in der Nord-Kurve;

    3. gute Pommes Rot-Weiß in der Pause.

     

    Aber spielerisch? Nix. Einzelne Momente oder Lichtblicke lassen sich nicht generalisieren.

     

    Als Quälix sehr spontan und überraschend den Vfl verlassen hatte, war 1a klar, dass die sportliche Leistung zusammenbrechen würde; als zudem der kleine Hoeneß verpflichtet wurde, der zuvor bereits Herta BSC in den Ruin trieb, war ebenso klar, dass der Vfl tief stürzen würde, auch wenn es niemand so wahrhaben wollte. Es wurde dann auch viel schöngeredet.

     

    Was ich bis heute nicht begreife, ist, weshalb der englische Trainer ziemlich unwürdig rausgeworfen wurde. Seine Leistung war OK; aber in seinem Umfeld wurde viel Mist getrieben. Was Quälix schaffte - nämlich mit Ach und Krach den Klassenerhalt -, das hätte der englische Trainer ebenfalls gepackt - und zwar locker. Obgleich seine Gesamtbilanz nicht besonders goldig war, so war sie dennoch in letzter Konsequenz relativ konstant. Dies lässt sich für die von Quälix nicht sagen.

     

    Zur Zeit kann man Quälix dennoch ein wenig Anerkennung trotz wirrer Transfer- und Strategie-Aktivitäten dafür geben, dass er aus dem katastrophalen Fehlstart in die aktuelle Saison eine solide Chance auf das (untere) Mittelfeld gemacht hat.

     

    In der Nachbeschau die letzten Spiele schön oder schlecht zu reden, das halte ich für unsinnig. Denn zum einen ist davon auszugehen, dass er demnächst wieder eine völlig neue Mannschaftskonstellation und Spieltaktik aufbieten wird, und zum anderen ist dann die gegnerische Mannschaft eine völlig andere. In letzter Konsequenz bleiben die vielen bitteren, bösartigen, guten oder freundlichen Worte Makulatur, da letztlich die Zahl der Tore über Gewinn, Niederlage oder das Dazwischen entscheiden werden.

     

    Worin ich N.F. beipflichte, ist, dass es keinen Sinn macht, Tradition und Geld-Vereine einander in einen Wettbewerb als solche zu stellen. Zum einen sind die allermeisten Vereine Traditionsvereine, da sie auf eine lange Vereinsgeschichte zurückblicken; und zum anderen ist die erste Bundesliga eine Geld-Liga und bei weitem nicht so spannend wie die zweite Liga, in der mit weitaus kleineren Budgets das Überleben in überhaupt einer Bundesliga ausgefochten wird. Zudem zeigt die aktuelle Tabelle die Relativität dieser Traditions-/Werks-Elf-Schimpfereien: Sie alle sind von Platz 8 bis 18 "mittendrin" in dem Kampf um die Weichenstellung Mittelfeld oder Abstieg - Hoffenheim als Millionärsschröpfer, HSV, Nürnberg, Köln, Kaiserslautern und Stuttgart als Traditionsclubs, Wolfsburg als Werks-Elf, dabei dann auch Freiburg, Augsburg, Herta BSC als was eigentlich ... Und an der Spitze? Mönchengladbach als arme Sau, Dortmund als Aktiengesellschaft, Bayern als eine Mische aus Tradition und Gelddruckmaschine und Schlake als Traditionsclub mit auch 'nem fetten Etat ... Und dahinter kommen Werks-Elf (Leverkusen) und Tradition (Bremen) und irgendwie so im durchschnittlichen Nichts aus seinem charakterlichen Höhepunkt völlig allein Hanoi96 ... All das Gerede um Geld, Tradition und sonstige Hintergründe ist dumm und hat mit dem Sportlichen nichts zu tun ... Und dass Geld sowie Tradition isoliert betrachtet nicht herhalten können für sportliche Ergebnisse, das ist an sich auch evident.

     

    Jedenfalls ist der Vfl aktuell ein Witz, denn traditionsgemäß wird hier mit viel Geld und merkwürdiger Leistung wenig erreicht. Also auch die Mischung aus Tradition und Geld wirkt sich nicht auf die sportliche Leistung aus. Wenn der Vfl weder für guten, schönen, geschweige denn erfolgreichen Fußball steht und sich erfolgreich (noch) gegen den Abgang in untere Ligen bemüht, solange darf der Verein gerne für Witze herhalten. Denn traurig sein kann man um diesen Club eigentlich nicht.

     

    tl;rd

  • F
    F.N.

    Mir würden spontan viele, viele Sachen einfallen die ich dem schwäbischen "neuen Öko" ob seines Fußballverstandes entgegnen möchte.

    Allein es ist die Mühe nicht wert.

    Und, so sehr es mich als Wolfsburger und glühendem Anhänger unseres VfL auch schmerzt, es ist ja nicht so ganz unwahr, was der selbsternannte Experte für Sport, Umland und Industrie da von sich gibt.

    "Wir" leiden immer noch unter den Nachwirkungen einer überraschenden Meisterschaft und eines fußballerischen Spezialexperten der meinte zeigen zu müssen, dass er eben nicht nur "dem Uli sein klein Bruder" ist.

    Da mag es momentan ein wenig ziellos und unkoordiniert aussehen was Felix Magath hier veranstaltet, "wir" sind aber dennoch davon überzeugt, dass er weiß was er tut, auch wenn es manchmal einen anderen Eindruck erweckt.

    Gegen Köln schlecht gespielt aber trotzdem gewonnen, gegen Bayern gut gespielt aber unglücklich verloren und gegen den zukünftigen deutschen Meister immerhin ein 0:0 erstritten...so kann man das nämlich auch sehen.

    Logischerweise kann eine Mannschaft die dermaßen durchgerüttelt wurde nicht von heute auf morgen perfekt funktionieren.

    Aber zumindest hier in Wolfsburg erwartet das auch niemand.

    2007 haben alle gesagt "was hat der Magath sich nur dabei gedacht...Grafite...kenn ich nicht...Dzeko...wer ist denn das...?" und zwei Jahre später waren eben diese Torschützenkönige (mit neuem, schwerlich zu brechendem, Bundesligarekord wie ich hinzufügen möchte) und Deutscher Meister.

    Seltsamerweise hat da niemand gesagt "Nunja...da hatte ich vor 2 Jahren wohl doch nicht ganz so viel Ahnung wie ich mir das gedacht habe, der Herr Magath aber wohl schon..."

    Oder nehmen wir das Beispiel Schalke (auch wenn es mir ein persönlicher Graus ist diesen Verein als Positivbeispiel heranziehen zu müssen): Die stehen heute auch mit dem Personal das Magath "wild" eingekauft hat so dermaßen gut da, dass sie sich in den letzten beiden Jahren nicht nur sportlich sondern auch wirtschaftlich gesund gestoßen haben (wenn es auch für die nächsten 50 Jahre nicht zur Meisterschaft reichen wird).

    "Wir" sind jedenfalls davon überzeugt, dass es, nicht dieses aber spätestens nächstes Jahr, sportlich wieder bergauf gehen wird.

    Und so lange ertragen wir die Spötter.

    Wir sind kein "Traditionsverein" in diesem Sinne (auch wenn es den VfL schon seit 1949 gibt), wie denn auch?

    Unsere ganze Stadt ist erst mal 70 Jahre alt.

    Aber wir haben einen potenten Geldgeber der es sich zum Ziel gesetzt hat über den Sport internationales Renommée in unser kleines Nest zu bringen.

    Und dass es (fast) egal ist was das kostet und bezahlt wird lassen "wir" uns nicht vorwerfen.

    Den Bayern macht man ja auch nicht zum Vorwurf, dass ein Großteil ihres Wohlstandes daraus resultiert das Olympiastadion quasi geschenkt bekommen zu haben.

    Oder den Schalkern die russischen Gasmillionen angenommen zu haben.

    Oder dass aus dem "Gottlieb-Daimler-Stadion" die "Mercedes-Benz-Arena" wurde...

    Wo Geld ist, wird es immer Neider geben, aber "wir" als Profiteure stehen zumindest über "diesen" Dingen.

    Denn den "Traditionsverein" möchte ich sehe der zu einem wohlhabenden Finanzier sagt "Danke...wir verzichten auf das Geld, krebsen lieber unten in der Tabelle rum, erhalten uns dafür aber unseren Ruf."

    Nichtmal St. Pauli, die ja nun wirklich DER Inbegriff des Traditionsvereins sind, konnten der Verlockung des Geldes nicht gänzlich widerstehen.

    Darum danke ich recht höflich für den Artikel, muss aber leider kundtun, dass ich diesem nicht zustimmen kann (wäre ja auch schlimm, wenn alle immer derselben Meinung wären) und würde mich freuen, wenn zukünftige Berichterstattungen über den VfL Wolfsburg ein wenig differenzierter ausfallen würden...zum Beispiel ohne den Schluß zu ziehen, dass sportlicher "Misserfolg" (ist es ja genau genommen nichtmal...das wird es erst nächste Woche wenn "wir" Aufbaugegner für Freiburg waren...im übrigen eine Wolfsburger Spezialität auf die wir gerne verzichten würden) einen international agierenden Konzern und eine ganze Region der Lächerlichkeit Preis gibt...

    In diesem Sinne...