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Fußball-Fans nach WM-Sieg außer Rand und Band

■ Schwere Ausschreitungen bei WM-Siegesfeiern / Krawalle und folgenschwere Unfälle / Vier Tote

Berlin (taz/ap) - Die Weltmeister sind durchgeknallt. Üble Straßenschlachten und grölende Horden in beiden Teilen Deutschlands, heftige Randale mit Plünderungen, Schlägereien und Verfolgungsjagden auf Ausländer. Beim Empfang der Mannschaft in Frankfurt glich der „Römerberg“ einem Hexenkessel. „Unsere“ Jungs waren prächtig in Form.

Während Hunderttausende den Weltmeister-Titel mit Autokonvois und Feuerwerken laut, aber friedlich, in bisher ungekannter Begeisterung feierten, gingen Hooligans und Rechtsradikale, Suffkis und Freizeit-Randalierer in die Vollen. Blutige Straßenschlachten mit üblen Folgen wurden aus Bielefeld, Dortmund, Köln, Hamburg und Berlin gemeldet.

In Köln drohte die Menge einen 18jährigen Türken zu lynchen. Der Mann war mit seinem Fahrzeug zwischen Fußballfans eingekeilt worden. Als die Menge begann, seinen Wagen zu wippen, verlor er die Nerven und gab Gas. Nur mit Schlagstöcken und Tränengas konnte die Polizei den Mann aus seinem Wagen retten. Das Auto wurde zu Schrott geschlagen.

Das andere Gesicht des Fußballs zeigte sich im Libanon. In Beirut hat die Begeisterung über den bundesdeutschen Sieg die erbittert kämpfenden Bürgerkriegsparteien wenigstens für eine Nacht vereint. Auf allen Panzern standen Fernsehgeräte, Feuerwerkskörper und Leuchtmunition wurden für das traditionell populäre deutsche Team in den Nachthimmel geschossen. Auch die 3.000 Flüchtlinge in der bundesdeutschen Botschaft in Tirana feierten den WM-Sieg.

Während Hundertausende Fans in den Städten friedliche Jubelfeiern veranstalteten, kam es vielerorts zu schweren Zwischenfällen. Dabei kamen mindestens vier Menschen ums Leben, zahlreiche Fans sowie Polizeibeamte erlitten teils schwere Verletzungen.TAGESTHEMA SEITE 2/3

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