Fußball-Europapokalwettbewerbe: Anders Spielen
Deutsche Klubs blamieren sich wieder einmal in den Europapokalwettbewerben und jammern: Wir können nichts dafür, wir sind zu arm.
Gruppe A:
Larissa - Zenit St. Petersburg 2:3, 1. FC Nürnberg - FC Everton 0:2
Tabelle: 1. FC Everton 2 Spiele/5:1 Tore/6 Punkte; 2. Zenit St. Petersburg 2/4:3/4; 3. AZ Alkmaar 1/1:1/1; 4. 1. FC Nürnberg 1/0:2/0; 5. AE Larissa 2/3:6/0
Gruppe B:
FC Kopenhagen - Panathinaikos Athen 0:1, FC Aberdeen - Lokomotive Moskau 1:1
Tabelle: 1. Panathinaikos Athen 2/4:0/6; 2. Lokomotive Moskau 24:4/2; 3. Atletico Madrid 1/3:3/1; 4. FC Aberdeen 2/1:4/1; 5. FC Kopenhagen 1/0:1/0
Gruppe C:
Mlada Boleslav - FC Villarreal 1:2, AC Florenz - IF Elfsborg 6:1
Tabelle: 1. AC Florenz 2/7:2/4; 2. FC Villarreal 2/3:2/4; 3. AEK Athen 1/1:1/1; 4. IF Elfsborg 2/2:7/1; 5. Mlada Boleslav 1/1:2/0
Gruppe D:
Stade Rennes - Brann Bergen 1:1, Dinamo Zagreb - FC Basel 0:0
Tabelle: 1. FC Basel 2/1:0/4; 2. Hamburger SV 1/1:0/3; 3. Dinamo Zagreb 1/0:0/1; 4. Brann Bergen 2/1:2/1; Stade Rennes 2/1:2/1
Gruppe E:
Spartak Moskau - Bayer Leverkusen 2:1, FC Toulouse - Sparta Prag 2:3
Tabelle: 1. FC Zürich 1/2:1/3; Spartak Moskau 1/2:1/3; 3. Sparta Prag 2/4:4/3; 4. Bayer Leverkusen 2/2:2/3; 5. FC Toulouse 2/2:4/0
Gruppe F:
Bayern München - Bolton Wanderers 2:2, Aris Saloniki - Roter Stern Belgrad 3:0
Tabelle: 1. Bayern München 2/5:4/4; 2. Aris Saloniki 1/3:0/3; 3. Bolton Wanderers 2/3:3/2; 4. SC Braga 1/1:1/1; 5. Roter Stern Belgrad 2/2:6/0
Gruppe G:
Hapoel Tel Aviv - Tottenham Hotspur 0:2, Aalborg BK - RSC Anderlecht 1:1
Tabelle: 1. RSC Anderlecht 2/3:1/4; 2. Tottenham Hotspur 2/3:2/3; 3. FC Getafe 1/2:1/3; 4. Aalborg BK 1/1:1/1; 5. Hapoel Tel Aviv 2/0:4/0
Gruppe H:
Galatasaray Istanbul - Helsingborgs IF 2:3, Austria Wien - Girondins Bordeaux 1:2
Tabelle: 1. Girondins Bordeaux 2/4:2/6; 2. Helsingborgs IF 2/4:3/4; 3. Panionios Athen 1/1:1/1; 4. FK Austria Wien 1/1:2/0; 5. Galatasaray Istanbul 2/3:5/0
Letzter, Letzter und Vorletzter sind die deutschen Klubs in den Gruppentabellen der Champions League. Zwei deutsche Vorletzte gibt es auch in den Uefa-Cup-Gruppen dieser Saison. Es herrscht Alarmstimmung im Lande des Frauenfußballweltmeisters. Ist der deutsche Vereinsfußball der Männer international wirklich nicht mehr wettbewerbsfähig? Ist er nicht, sagen die Großen von einst, sagen Günther Netzer, sagt Karl-Heinz Rummenigge, sagt auch der Kaiser. Und sie glauben ganz genau zu wissen, warum. Im europäischen Vergleich sind die Vereine bettelarm, behaupten sie. Während sich die Spieler, die in Italien, England oder Spanien unter Vertrag stehen nach jeder Champions-League-Paarung ein Dagobert-Ducksches Talerbad genehmigen können, müssen die armen Bundesligaprofis mit gewöhnlichem Wasser im Entmüdungsbecken vorlieb nehmen.
Und das alles nur, weil in Deutschland immer noch zu wenig Geld aus der Fernsehvermarktung zu erwirtschaften ist. Sogar Mannschaften aus Norwegen, Griechenland, Schottland und der Türkei können mithalten, während die Bundesliga nicht einmal mit dem nationalen Meister im Achtelfinale der Champions League vertreten ist. Fließt da auch so viel Fernsehgeld? Oder hat es andere Gründe, weshalb die Deutschen den Anschluss verloren haben? Fehlt die sportliche Kompetenz im Management und in der Mannschaftsvorbereitung? Können es die Macher der Liga bei uns einfach nicht mehr? Für die alternden Meinungsführer in der Interpretation des Fußballgeschehens scheinen derartige Überlegungen keine Rolle zu spielen. Für sie steht fest. Schuld an der Dauerkrise der deutschen in der Europapokalwettbewerben ist einzig der niedrige Etat der Klubs. Einmütig beklagen sie, dass Deutschland ein Entwicklungsland sei, was die TV-Einnahmen der Liga angeht. Die würden, so wurde vor allem Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz-Rummenigge nicht müde zu betonen, immer noch viel zu gerecht verteilt. Nur den besten stehe viel zu. Irgendwelche Teams aus dem Osten, Fahrstuhlmannschaften aus dem Westen und Westfalen oder Provinzklubs aus dem Südwesten, sie sollen endlich so wenig bekommen, wie ihnen nach Rummenigges Meinung zusteht: fast nichts Er will italienisch-spanisch-englische Verhältnisse. Er will Planungssicherheit für die besten Klubs des Landes. Nur wenn das Geld ungleich verteilt wird, kann gewährleistet werden, dass wirklich immer die gleichen Mannschaften ganz oben stehen. Überraschungsmeister wie den VfB Stuttgart im letzten Jahr würde es dann endlich nicht geben, wenn Bayern, Bremen und Schalke 04 regelmäßig weit mehr aus dem TV-Topf überwiesen bekämen als alle anderen. Und dann müsste sich Fußballdeutschland auch nicht mehr schämen, dass sich ein deutscher Überraschungsmeister in der Champions League ein ums andere Mal blamiert.
Nur wenn verhindert werden kann, dass eine Mannschaft wie der FC Energie Cottbus den ruhmreichen FC Schalke 04 besiegen kann, dann hat die Bundesliga international eine Chance. Die Ausgeglichenheit der nationalen Liga, sie ist für die Jammerer dieser Woche das Projekt, das angegangen werden muss. Sie muss weg.
Garantiert sind sportliche Erfolge freilich auch dann nicht, wenn die großen Summen den Großen reserviert bleiben und für den großen Rest der Liga nur ein kleiner Rest bleibt. Wenn die am besten ausgestatteten Teams der ersten Liga dann immer noch nicht mithalten können mit Klubs aus Griechenland, der Türkei oder Norwegen, wenn immer noch der beliebte Trainersatz: "International wird einfach anders gespielt", als Begründung für eine Europapokalniederlage herhalten muss - spätestens dann müssten Beckenbauer-Netzer-Rummenigge umdenken und den Teams und deren Trainern zurufen: "Ja dann spielt doch endlich mal anders."
ANDREAS RÜTTENAUER
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