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Fußball-BundesligaHoffenheim düpiert Hertha

1899 Hoffenheim ist in der Fußball-Bundesliga auf dem Vormarsch. Das Team bezwang Hertha BSC mit 5:1 (3:1). Überragender Spieler war Vedad Ibisevic, dem in der ersten Halbzeit ein Hattrick gelang.

Freude nach seinem zweiten Tor: Vedad Ibisevic von 1899 Hoffenheim. Bild: reuters

SINSHEIM dpa | Ibisevic-Festspiele, Hoffenheim im Temporausch und Minus-Rekord für die Krisen-Hertha: Dank des Hattricks von Vedad Ibisevic (1./4./21.) düpierte 1899 Hoffenheim am Sonntag die schwachen Berliner mit 5:1 (3:1) und verbesserte sich in der Fußball-Bundesliga auf Platz drei. Chinedu Obasi (58.) und der überragende Carlos Eduardo per Foulelfmeter (62.) machten vor 29 600 Fans den höchsten Bundesliga-Sieg der Badener perfekt. Raffaels Ehrentreffer (45.) war viel zu wenig für das Team von Trainer Lucien Favre, der nach der erneuten Abfuhr vor dem Rauswurf steht.

Die ersten Ibisevic-Tore seit dessem Kreuzbandriss im Januar besiegelten den Negativ-Startrekord der Hertha. Durch die sechste Pleite in Folge stellte der erneut enttäuschende Tabellenletzte seine enttäuschende Marke aus dem Jahr 1990/91 ein. Der Hauptstadt-Club war beim Anschauungsunterricht in Sachen moderner Tempo-Fußball hoffnungslos überfordert.

"Die Leute sagen vielleicht, das war das richtige Comeback von mir, weil die Tore zuletzt gefehlt haben. Wir fühlen uns gut, werden von Spiel zu Spiel besser und da müssen wir weiterarbeiten", erklärte Ibisevic. Abwehrchef Josip Simunic, selbst neun Jahre in Berlin, ergänzte: "Wir haben ein Superspiel abgeliefert. Wir wussten, dass die Hertha angeschlagen ist und wollten von der ersten Sekunde an Gas geben. Es tut mir leid, was da bei der Hertha passiert ist."

STATISTIK

1899 Hoffenheim - Hertha BSC 5:1 (3:1)

1899 Hoffenheim: Hildebrand - Beck, Compper, Simunic (46. Nilsson), Eichner - Carlos Eduardo (76. Zuculini), Luiz Gustavo, Salihovic - Obasi, Ibisevic (67. Maicosuel), Ba

Hertha BSC: Ochs - Janker (46. Stein), Friedrich, Bengtsson, Pejcinovic - Piszczek, Hartmann, Dardai, Nicu - Raffael - Ramos

Schiedsrichter: Sippel (München)

Zuschauer: 29.600

Tore: 1:0 Ibisevic (1.), 2:0 Ibisevic (4.), 3:0 Ibisevic (21.), 3:1 Raffael (45.+1), 4:1 Obasi (58.), 5:1 Carlos Eduardo (62./Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Beck (2), Compper (1) / Pejcinovic (2)

Nach dem 0:4-Debakel am sechsten Spieltag zuhause gegen Freiburg und dem Pokal-Aus beim Zweitligisten TSV 1860 München hatte die Hertha verzweifelt versucht, die Krisensymptome zu vertreiben - doch selbst das Mini-Trainingslager in Bad Schönborn, die Arbeit mit einem Mentalcoach und teambildende Maßnahmen blieben ergebnislos. Nach nur 44 Sekunden klingelte es zum ersten Mal. Ibisevic verwertete Obasis Vorlage volley zum 1:0 und war dabei erstmals seit dem 5. Dezember 2008 wieder erfolgreich.

Es war der Auftakt eines Offensiv-Feuerwerks. Die Hoffenheimer durften ungestört kombinieren, die sichtlich konsternierten Gäste wirkten meist wie ein Panikorchester. Spätestens als Ibisevic in der vierten Minute das 2:0 köpfte, hieß es für Herthas neuen Torhüter Timo Ochs: "Willkommen in der Bundesliga". Erst am Donnerstag war der zuletzt arbeitslose Keeper als Ersatz des verletzten Jaroslav Drobny verpflichtet worden. Auf der Hertha-Bank schüttelte Favre ungläubig den Kopf. 60 Sekunden später traf Obasi nur den Pfosten.

Angetrieben von Sejad Salihovic und Eduardo, erinnerten die Gastgeber mit rasantem Kombinationswirbel an ihre mitreißende Hinrunde der Vorsaison, in der sie als Aufsteiger Herbstmeister geworden waren. Ibisevic sorgte in seinen knallgelben Schuhen mit seinem dritten Treffer in der 21. Minute für den zweitschnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. Nur weil es die Hoffenheimer in der Folgezeit mit ihrer Spielerei für die Galerie teilweise übertrieben, konnte die Hertha durchatmen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde Hoffenheim für die zunehmende Sorglosigkeit bestraft. Raffael schaffte per Freistoß das 1:3.

Nach der Pause ließ es die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick etwas ruhiger angehen. Hertha, ohne die verletzten Drobny, Cicero, Gojko Kacar, Artur Wichniarek, Florian Kringe und Fabian Lustenberger angetreten, bemühte sich um den Anschluss, kassierte aber mitten in seiner besten Phase den endgültigen K.o.. Die Tore von Obasi (58.) und Eduardo, der nach einem Foul von Marc Stein an Ibisevic den fälligen Elfer verwandelte (62.), waren bereits die Gegentore 16 und 17 für die Berliner in dieser Spielzeit.

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2 Kommentare

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  • O
    Oberhart

    Schade, jetzt haben sie Favre gefeuert. Dürfte in Köln, Nürnberg, Freiburg, Mainz, Bochum und Dortmund ;-) mit wenig Freude zur Kenntnis genommen worden sein...

  • O
    Oberhart

    Jetzt kann ich echt nur hoffen, dass die Hertha noch ein gutes Weilchen an Favre festhält. Wenn die so weiterspielen - und genau danach sieht es ja erfreulicherweise aus, dann können die anderen Verein im Keller schon mal aufatmen. Die rote Laterne ist fest gebucht.

    Saubere Arbeit, Herr Favre. Mich würde mal interessieren, wo jetzt die ganzen Jubeljünger sind, die Favre letzte Saison über den grünen Klee gelobt haben. Schon in der letzten Saison waren Herthas Erfolge größtenteils glücklich. Das Team hat meist richtig miesen Fußball gezeigt und war nur deshalb erfolgreich, weil man eine funktionierende Abwehr-Einheit hatte und natürlich vorne zwei Stürmer von Extraklasse. Den einen davon, Pantelic, hat Favre ohne Not weggeekelt, den anderen konnten sie nicht halten. Der stärlste Abwehrspieler ist ebenfalls von Bord gegangen und jetzt zeigt sich gnadenlos, wie mies die Mannschaft spielt seit Favre das Ruder übernommen hat. Jubeljünger, wo seid ihr?!