Fußball-Bundesliga: Der Mann fürs obere Drittel

Am Sonnabend saß er erstmals auf der Bank: Auf den neuen Sportdirektor von Hannover 96, Dirk Dufner warten einige größere Aufgaben.

Im Stadion mit Knopf im Ohr: Dirk Dufner legt Wert darauf, informiert zu sein. Bild: dpa

HANNOVER taz |Das gemeinsame Jubeln und Schimpfen an der Außenlinie hat schon recht gut geklappt. „Ich bin mit bei der Mannschaft“, sagt Dirk Dufner, der künftig die Spiele von Hannover 96 von der Ersatzbank aus verfolgen wird.

Dufner ist der neue Sportdirektor bei 96 und die Tatsache, dass er der Ersatzbank den Vorzug vor der VIP-Tribüne gibt, hat eine gewisse Aussagekraft. Der 45-Jährige tritt als neuer Sportdirektor das Erbe von Jörg Schmadtke an, der sich mit Trainer Mirko Slomka nicht mehr anfreunden konnte und entnervt aufgegeben hat. Ob er als Partner oder als Gegenpol des selbstbewussten Übungsleiters agiert, gehört zu den zentralen Fragen seiner neuen Tätigkeit. Beim enttäuschenden 2:2 (1:1) gegen Mainz 05 haben Slomka und Dufner zumindest schon mal Seite an Seite gelitten.

Dufners abrupter Wechsel vier Spieltage vor dem Saisonende ist kritisch beäugt worden. Warum verlässt jemand den in dieser Saison so erfolgreichen SC Freiburg, um sich an einem Verein zu versuchen, der nach zwei starken Spielzeiten in eine zwischenmenschliche und sportliche Rezession geraten ist? „Ich durfte sechs Jahre für einen kleineren Klub arbeiten. Jetzt bin ich bei einem besonderen Verein“, sagt Dufner.

In Hannover warten auf ihn besondere Aufgaben. Die Mannschaft um Kapitän Steven Cherundolo steht vor einem Umbruch und soll systematisch so ergänzt werden, dass es dauerhaft für einen Platz im oberen Drittel der Tabelle reicht.

Mit dem Remis gegen Mainz, zu dem der Pole Artur Sobiech (36. Minute) und der Senegalese Mame Diouf (70.) jeweils einen Treffer besteuern konnten, hat sich Hannover 96 endgültig seiner Chancen um eine erneute Teilnahme an der Europa League beraubt. Präsident Martin Kind erwartet von Dufner und Slomka, dass sie auf diesen Rückschlag möglichst schnell kluge Antworten finden.

Mit kritischen Tönen hat sich der neue Mann bisher merklich zurückgehalten. Seinem Einzug in das von Schmadtke geräumte Büro sollen zunächst viele Gespräche und Beobachtungen folgen. Zur Begrüßung hatte es bereits ein Kennenlern-Geplauder im heimischen Wohnzimmer von Slomka gegeben.

Es bleibt für Dufner nach seiner Zeit im ruhigen Freiburg mit einer Umstellung verbunden, dass die Medien in Hannover deutlich forscher als die im Breisgau agieren und selbst über vertrauliche Gespräche informiert werden wollen. Dufner hat dazu freundlich gelächelt, von einer guten Atmosphäre und von einem hellen, freundlichen Interieur berichtet. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Konfliktpotenzial zu Slomka kleinzureden und darauf zu setzen, dass ihm ein besseres Miteinander als Schmadtke gelingt.

Der Blick auf seine neue Mannschaft offenbart, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Denn unter der Regie von Slomka ist das 96-Team auf merkwürdige Weise erlahmt. Torhüter Ron-Robert Zieler, der gegen Mainz zwei Treffer (25./79.) des starken Nicolai Müller zulassen musste, rückt immer häufiger als Retter in der Not in den Fokus. Mit dem Abgang von Schmadtke sind die hausinternen Probleme von Hannover 96 offenbar längst noch nicht beseitigt. Mit warnenden Worten hat Slomka auf der Zielgeraden der Saison erklärt, dass er seinen Profis keinen vorzeitigen Urlaubsmodus mit nachlassendem Elan durchgehen lassen werde.

Dufner wird ein feines Gespür dafür beweisen müssen, welche der bisherigen Stammspieler wirklich noch gerne für Slomka rennen wollen und wie viel Geld etwa in den von der Konkurrenz umworbenen Diouf noch investiert werden sollte. Mit dem in der Teamhierarchie zuletzt deutlich abgerutschten Konstantin Rausch, der im Sommer zum VfB Stuttgart wechselt, hat der erste Spieler bereits seinen Abschied angekündigt.

Verlängern, aussortieren, eingliedern – die besseren finanziellen Möglichkeiten, die Hannover im Vergleich zu Freiburg bietet, müssen dabei nicht zwangsläufig ein Garant für Erfolg sein. Dufner lässt sich bei seinem nächsten Karriereschritt auf einen Verein ein, in dessen Historie es bisher mehr Trubel als Jubel gegeben hat.

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