: Fürth verdient Siegestee
■ Rekordkulisse sieht Greuther Fürth mit 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg siegen
Nürnberg (taz) – Fürth gegen Nürnberg – das ist auch heute, in der 210. Auflage, noch was Besonderes. Die Leidenschaften schlagen hoch, auch wenn es lediglich um die Ehre geht, in Franken die Nummer eins zu sein. Der Schreiber dieser Zeilen, mit einer Presse- Dauerarbeitskarte für das Frankenstadion ausgerüstet, wurde von den Fürther Ordnern – es handelte sich offiziell ja um ein Heimspiel der Kleeblätter – nicht zu seinem Arbeitsplatz vorgelassen: „De gild doo blouß fer den Glub.“ Die Franken, so scheint es, sind sich selbst genug. Sie sorgen für eine Länderspielkulisse, zanken sich und jubeln, auch wenn es auf dem Papier nur um irgendein Pokalspiel „Amateure gegen Amateure“ geht.
Immerhin: Für Rekorde sind die Duelle zwischen den beiden Altmeistern auch heute noch gut. Vor 76 Jahren, als der 1. FC Nürnberg mit einem 2:0-Sieg gegen die SpVgg Fürth seine erste Deutsche Meisterschaft gewann, bedeuteten die 35.000 Zuschauer, die dieses Spiel in Frankfurt sehen wollten, deutschen Rekord. Rekord bedeuten auch die 44.188 Zuschauer, die im Frankenstadion waren. Noch nie in der deutschen Fußballgeschichte wollten so viele Menschen ein Duell zwischen zwei drittklassigen Mannschaften sehen!
Und auch das Geschehen auf dem Rasen war ansehnlicher, als man es hatte erwarten dürfen. Man merkte, daß die Nürnberger unbedingt gewinnen wollten, aber vor dem Fürther Tor wurde es nur selten richtig gefährlich. Außer einigen Eckbällen und einer gelben Karte für Oechler, der einen Elfmeter herausschinden wollte, kam nichts Zählbares bei den Nürnberger Bemühungen heraus. Anders dagegen die Kleeblätter, die mit schnellen Vorstößen die Club-Abwehr immer wieder in Verlegenheit brachten. Vor allem der flinke Lotter über rechts und der Ex- Nürnberger Türr in der Sturmmitte konnten überzeugen. Markus Lotter war es dann auch, der sich nach einem Fehler des Club- Liberos Peter Knägel den Ball angelte und mit einem Flachschuß in die linke untere Ecke Torhüter Goran Curko keine Chance ließ.
„Jetzt beginnt die 2. Halbzeit, und wir hoffen, das Spiel noch zu gewinnen“, sprach Club-Präsident und ARO-Chef Michael A. Roth vor dem Wiederanpfiff. Die Hoffnungen schlugen hoch, als Golubica der Anschlußtreffer gelang, doch nur wenige Minuten später zeigte sich, daß die Nürnberger an diesem Tag auf dem Teppich bleiben mußten. Den Siegestee für die von dem Kräuter-Mogul Helmut Hack gesponserten Fürther verdiente sich Dumpert mit einem Abstaubertor.
Wahrlich, sie wurden in den letzten Jahren nicht verwöhnt, die Fans des einst so ruhmreichen 1. FC Nürnberg. Zwei Abstiege und eine endlose Reihe von Skandalen hatten sie verkraften müssen. Da hatte das Los im DFB-Pokal wie Balsam auf die gequälte Nürnberger Fußballseele gewirkt: „Wenigstens das Derby gegen die Fürther haben wir ja noch.“ Doch nicht einmal der Triumph über Fürth ist dem Clubfan heute gegönnt. „Absteiger! Absteiger!“ skandierten die Kleeblatt-Anhänger im Frankenstadion. Den Nürnbergern blieb nur Galgenhumor: „Lieber Fünfter als Fürther.“ Christoph Bausenwein
1. FC Nürnberg: Curko - Knäbel (60. Rost) - Hassa, Keuler, Simunec - Wiesinger, Baumann, Oechler, Bürger - Golubica (80. Tolcseres), Kurth (67. Möckel)
Zuschauer: 44.181 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Lotter (27.), 1:1 Golubica (51.), 2:1 Dumpert (63.)
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