: Für das Beste am Mann
Männer haben es schwer. Viele haben Angst, dass man ihnen jetzt auch noch den Nassrasierer wegnehmen will
Als ob Männer heutzutage nicht schon genug verunsichert wären: Hält der Waschbrettbauch? Ist das Kind wirklich von mir? Ist Männlichkeit am Ende nur eine Konstruktion und der Penis bloß eine vergrößerte Klitoris? Ach Gott. Doch eines bleibt, ganz egal, was kommt: die tägliche Nassrasur mit Gillette Contour. Für das Beste im Mann. Noch.
Der Handel treibt derzeit reihenweise mittelalte Herren in die metaphysische Obdachlosigkeit: Der neue Gillette Mach3 Power vertreibt den altväterlichen Zweiklinger aus den Regalen der Geschäfte. Drei Klingen, Schnittschutz und noch dazu: ein in den Griff integrierter kleiner Motor, der „sanfte Micro-Impulse“ erzeugt, angetrieben von einer Batterie. Diese wirken „stimulierend auf die Haut und richten die Barthaare auf“.
Nichts für die Anhänger der reinen Lehre, denn eine Nassrasur ist ein männliches Ritual. Die scharfe Klinge muss mit ruhiger Hand über die nur mühsam mittels Schaum (besser: Kernseife) aufgeweichte harte Männerhaut geführt werden. „Sanfte Micro-Impulse“ haben da nun wirklich nichts verloren.
Und dann auch noch David Beckham, Ikone der Metrosexuellen und „Werbepartner“ von Gillette: Für rund 50 Millionen Euro verpflichtete sich der bekennende Damenwäscheträger und Fußballspieler unter anderem zu einer Kopfrasur: „Rasier dich wie Beckham“. Wer denkt sich das alles eigentlich aus?
Frauen. Emily Kürten von der für Gillette zuständigen PR-Agentur Kohtes Klewes erklärt die Herkunft des eher kryptischen Slogans „Für das Beste im Mann“. Eine Übersetzung des ursprünglich amerikanischen Spruchs „The best a man can get“, also das Beste, was ein Mann bekommen kann. Für sein Geld. In der deutschen Version gerät die Rasiererwerbung gleich zum Gender-Terror: „Es geht eben um männliche Werte, um das, was einen Mann ausmacht: Leistung und attraktives Aussehen“, erklärt Frau Kürten und meint damit zugleich den Rasierer an sich. Für das langsame Verschwinden der alten Klingenvarianten hat sie kein Mitleid. So ist das eben bei „fast moving consumer goods“, alte Artikel werden vom Markt genommen und durch neue ersetzt.
Alles aber gar nicht so schlimm. Claudia Pohl (!), zuständig für das Gillette-Marketing, weiß Tröstliches zu berichten: Die alten Sensor- und Contourklingen werden definitiv weiterproduziert, auch den Stammkunden zuliebe. Allerdings entfernen immer mehr Händler die Klassiker aus dem Sortiment. Platzmangel. MRE