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Archiv-Artikel

Fünfzig alte DDR-Rockplatten

betr.: „Die nuschelnde Nachtigall“, taz vom 14. 4. 08

Als alter Udo-Lindenberg-Fan habe ich mich riesig über Ihren Udo-Artikel gefreut. Aber die Bemerkung „im Alleingang wies er nach, dass die deutsche Sprache zur Verwendung im Popkontext taugt“, ist nur das halbe Deutschland. Ich bin in der DDR aufgewachsen, und wenn es auch nicht viel gibt, worauf ich als Ossi heute noch stolz bin – die DDR-Rockmusik was schon etwas Besonderes. Und die deutschsprachigen Texte waren nicht nur willkommen, sondern wurden auch über Jahre hinweg nicht vergessen.

Ein Beispiel: Eine der populärsten DDR Rockbands, Renft, produzierte in den 70er Jahren zwei Langspielplatten. Die Band wurde 1976 verboten und war bis zum Ende der DDR offiziell nicht mehr zu hören. Ende 1989 kam die Gruppe wieder zusammen, und beim ersten Konzert nach 13 Jahren sangen zehntausend Fans die unvergessenen Texte lauthals mit. Wenn Sie Udo Lindenberg oder andere (west)deutsche Altrocker fragen, werden diese Ihnen sicher bescheinigen, dass der DDR-Rock nicht ohne Einfluss auf ihr Schaffen war.

Ich bin vor 13 Jahren nach Kalifornien ausgewandert, und das wichtigste Mitbringsel waren etwa 50 alte DDR-Rock-Platten. Wenn Deutschland eine gemeinsame Zukunft haben soll, müssen wir uns auch auf eine gemeinsame Vergangenheit besinnen und ehren, wem Ehre gebührt. VOLKER MOERBITZ, Manteca, USA