Fünf Milliarden Euro: Commerzbank will Geld einsammeln
Die teilverstaatlichte Commerzbank will offenbar fünf Milliarden Euro einsammeln. Damit könnte sie den Staat teilweise auszahlen. Seit Jahresbeginn schreibt sie schwarze Zahlen.
FRANKFURT/MAIN taz | Die Staatsbank Commerzbank AG will offenbar schon in diesem Herbst viel Geld einsammeln. Mindestens fünf Milliarden solle die avisierte Kapitalerhöhung in die Kasse von Vorstandsboss Martin Blessing spülen, wie Investmentbanker zu wissen glauben. Sie drängen die nach dem Zukauf der Dresdner Bank vor fast genau zwei Jahren zweitgrößte deutsche Bank schon länger, ihr Grundkapital ordentlich zu erhöhen. Schon auf der letzten Hauptversammlung im Mai hatten die Aktionäre der Commerzbank den Weg für eine Kapitalerhöhung von 50 Prozent vom Grundkapital freigemacht.
Der ungeliebte Kapitaleigner Staat, der nach der Ausschüttung von 18,2 Milliarden Euro Steuergeld aus dem Bankenrettungsfonds an die sicher nicht systemrelevante Commerzbank 25 Prozent plus eine Aktie an der Bank hält (Sperrminorität), könne damit wenigstens teilweise ausbezahlt werden, hieß es. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) würde das gefallen. Er will das Geld nämlich so schnell wie möglich wieder sehen. Schließlich schreibt die Commerzbank schon seit Beginn dieses Jahres wieder schwarze Zahlen.
Noch will die Commerzbank die vom Handelsblatt bereits als beschlossen und intern schon verkündet vermeldete Kapitalerhöhung nicht bestätigen. Ein Sprecher des Geldinstituts verwies allerdings auf ein Vorstandsstatement von Anfang August, wonach die Bank "spätestens 2012" mit der Rückzahlung der Staatshilfen beginnen werde. Ein Dementi sieht anders aus. Schließlich hat auch Vorstandschef Blessing ein ganz eigenes Interesse daran, den ungeliebten Titel "Staatsbanker" wieder loszuwerden, und zwar so schnell wie möglich.
Sein erster Versuch im Mai dieses Jahres, sich sein vom Staat "gedeckeltes" Gehalt von 500.000 Euro per annum von der Hauptversammlung um 250.000 Euro erhöhen zu lassen - plus Bonuszahlungen von bis zu zwei Millionen Euro - scheiterte nämlich kläglich. Die Bundesregierung legte ihr Veto gegen dieses Vorhaben ein. Jetzt soll durch die Kapitalerhöhung und die Zurückzahlung der "Staatsknete" in Raten Souveränität zurückgewonnen werden; nicht zuletzt wohl auch bei der Ausgestaltung der Managergehälter. Investmentbanker bei der Commerzbank, die längst wieder ihre Boni einstreichen, verdienen inzwischen nämlich mehr als ihre Bosse hoch oben in der Vorstandsetage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau