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Füllsellose Schachtelkunst

■ Objekte und Installationen in der Galerie Broschwitz

Von einem Gutteil der Galeriebesucher wird sie wohl übersehen. Daniela Comanis unbetitelte Installation erfordert, um überhaupt wahrgenommen zu werden, einen schweifenden Blick, der über den üblichen Radius hinausgeht, den Raum auch in der Höhe abtastet.

Zwangsläufig drängen dann das galerieeigene Ofenrohr und die in der Höhe verlegten elektrischen Leitungen mit hinein ins Installationsgefüge aus zwei unaufdringlichen Aluminiumschachteln, knapp 40 Zentimeter unter der Decke angebracht. Nicht groß, aber recht tief, vorne mit gitterartigen Verstrebungen versehen, ragen sie in den Raum hinein. Das Auge bleibt unbefriedigt, sucht nach Faßbarem. Was bleibt, ist die Illusion, jenseits aller Logik, Töne oder vielmehr Geräusche könnten diesen Objekten entströmen.

Eine Affinität zu Akustischem zeigt eine weitere Arbeit Comanis. Ihr lassen sich schließlich reale Laute entlocken. Seiner Funktion beraubt und hineingefügt in ein Passepartout- ähnliches Ambiente, knarrt und quietscht dieses gewöhnlich dem Zweck der Belüftung dienende »gefundene Objekt«: ein dadaistisches Vergnügen am Sinn-Losen.

Still und stumm hingegen präsentieren sich die zehn Elemente einer dritten Installation. Eines neben dem anderen reihen sie sich an der Wand entlang. Gemeinsam ist ihnen das Grundmaterial Gips, der gräuliche Anstrich sowie ihre räumliche Grundstruktur. Doch ist ein jedes dieser sich nach oben verbreiternden Behältnisse je individuell gefertigt. Aufschluß darüber geben die graduellen Größenunterschiede und vor allem die oberen, ungleich gestalteten Ränder. Das Serielle vereint sich mit individuellen Eigenschaften. Sie treten desto mehr in den Vordergrund, je weniger der räumliche Gesamteindruck die Aufmerksamkeit absorbiert. Es ergibt sich eine Betrachtung, die zwischen beiden Eigenschaften unentschieden oszilliert, unentschieden sich mit der Bezeichnung »Behältnis« begnügen muß, da andere Begriffe, zumindest in deutscher Sprache, nicht zur Verfügung stehen.

Joanna Sands, die zweite Ausstellende, macht sich frei vom Eigentümlichen des Galerieraums. Der Ofen ist in eine Ecke verbannt, der Raum folglich kalt. Die faktische Kälte gesellt sich so zu einer virtuellen Kälte, die sich bei längerer Betrachtung des mit Zink verkleideten Holzobjektes einstellt. Es erinnert an eine Wiege oder einen Sarg. Zwei Rahmensituationen eines limitierten Zeitraumes verschmelzen zu einem 1,85 Meter langen Objekt. Sie lassen nachdenken über die Zustände des Noch-Nicht und des Nicht-mehr-Bewußten und damit auch über die Spanne, die dazwischen liegt. Ihre Begrenztheit wird augenfällig. Das zweite Objekt ist an die Wand gelehnt, eine (perspektivisch nicht ganz konsequent) sich verjüngende Leiter, die Stufen verhängt mit beuligen Jutesäcken. Die konservierten Beulen zeugen vom ehemaligen Inhalt, der nicht mehr vorhanden ist, die verhängten Stufen erinnern an eine mögliche, aber nicht mehr vorhandene Nutzbarkeit der Leiter.

Die hier vorgestellten Arbeiten stehen im Zusammenhang mit einer weiteren Ausstellung am gleichen Ort. Insgesamt sind es fünf an der HdK studierende Frauen aus fünf Nationen, auf zwei Ausstellungstermine verteilt. Sie sind keine Repräsentantinnen ihrer Länder. Sie präsentieren ihre Arbeiten, von denen zumindest die in der ersten Ausstellung vertretenen durch ihre Kühle und Distanziertheit einen Akzent setzen gegenüber der gewohnten Bilderflut Berliner Galerien. Beate Epperlein

Ab 13.12. ist der zweite Teil mit Arbeiten von Adriane Guimares, Heike Hamann und Kyoko Kurihara in der Galerie Broschwitz, Dresdener Str. 27, 1/36 zu sehen.

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