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Fücks macht Feierabend

■ Bremens heimlicher Oppositionskopf hat letzte seine Bürgerschaftsrede gehalten / Den Ex-KollegInnen fiel gestern nur noch Lobendes über den grünen Ex-MdBB ein

Die Opposition in Bremen ist kopflos. Zumindest der „heimliche“ Oppositionsführer hat gestern seine letzte Bremer Parlamentsrede gehalten. So jedenfalls war gestern in der Bürgerschaftslobby zu erfahren - solange die „offiziellen“ Oppositionsführer gerade nicht hinhörten. Nach knapp vier Jahren verabschiedete sich gestern der Grüne Ralf Fücks aus der Bremer Volksvertretung und - so lassen sich die offiziellen Kommentare seiner Ex-KollegInnen zusammenfassen - hinterläßt eine Rhetorik-, Intelligenz-und Kompetenzlücke in Bremens hohem Hause.

Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Claus Dittbrenner verliert die Bürgerschaft mit Fücks einen „sehr begabten, schlagfertigen und humorvollen Redner“. Und fügt der Regierungspartei-Politiker Dittbrenner fast ohne Zögern

hinzu: „Ich würde sogar sagen einen Kollegen.“ Auch Dittbrenners Fraktions-Kollege und Exsenator Bernd Meyer lobt den verlorenen Parlamentssohn als „ausgezeichneten und scharfzüngigen Rhetoriker“ und schränkt erst auf Nachfrage und nach einigem Überlegen ein ganz klein bißchen ein: „Natürlich habe ich mich schon mal über die eine oder andere demagogisch überzogene Formulierung geärgert. Aber auch davon lebt das Parlament.“ Noch ein bißchen weiter geht Bremens Bildungsenator Horst Werner Franke. Franke, selbst einer der letzten Bremer Politiker, die „Parlamentarismus“ mit unüberhörbar diebischem Vergnügen an der gepflegten parlamentarischen Redeschlacht noch wortwörtlich zu nehmen wissen, weiß offenichtlich auch, was er an Fücks verliert: „Fücks ist einer der glän

zendsten Debattenredner, an die ich mich in Bremen erinnern kann. Ich rede selbst am liebsten frei und ohne Manuskript. Dazu braucht man aber Partner, an denen man sich entzünden kann. Fücks war für mich so ein Partner.“

Mit einer Mischung aus wohlwollender Hochachtung und feministischem Pragmatismus reagiert Umweltsenatorin Evi Lemke-Schulte auf den Fücks-Abschied und seine Nachrückerin Anni Ahrens: „Das Parlament verliert einen brillianten Redner und gewinnt eine Frau.“ Nicht ohne Bedauern kommentiert auch FDP-Fraktionschef Claus Jäger, die Aussicht, künftig nicht mehr nach Fücks reden zu können: „Fücks war ein ganz wichtiger Mann im Parlament. Er hatte die Fähigkeit, Sachverhalte dialektisch zu drehen, Dinge von beiden Seiten zu

sehen und sich dabei mal auf auf die eine, mal auf die andere Seite zu schlagen, ohne sich erwischen zu lassen.“ „Farbverluste des Parlaments“ fürchtet schließlich auch CDU -Fraktions-Vize, Günter Klein: „Fücks war ein intelligenter Debattenredner, der es verstand, sein verhältnismäßig einfaches ideologisches Konzept außerordentlich facettenreich darzustellen. Fücks ist eine Art artifizieller Ideologe.“

Nur einem fiel im Bremer Parlament nur einsilbiges zum letzten Tag des Bremer Abgeordneten Ralf Fücks ein. Finanzsenator Claus Grobecker sagte zum Fücks-Abschied einfach: „Fein!“ Und dann nichts mehr. Grobeckers achselzuckende Antwort auf die Frage, ob das Parlament dadurch verliere oder gewinne: „Fragen Sie mich mal was Einfacheres!“

K.S.

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