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Archiv-Artikel

DER BUND-LÄNDER-KOMPROMISS ZUR ELITEFÖRDERUNG HILFT DEN UNIS Fruchtbarer Streit

Aus dem Streit um die Exzellenz-Initiative der Bundesregierung gehen zweieinhalb Sieger hervor. Die unionsgeführten Länder haben sich auf ihrem Stellvertreter-Kreuzzug klar gegen SPD-Wissenschaftsministerin Edelgard Bulmahn durchgesetzt – die Eliteunis sind tot. Bulmahn dagegen kann ihr Gesicht wahren und sich rühmen, ihr 1,9-Milliarden-Programm für Forschung und Entwicklung durchgebracht zu haben. Die wahren Gewinner sind jedoch die Hochschulen. Sie profitieren sogar stärker von dem Kompromiss als von der ursprünglichen Variante.

Der Vorschlag der Länder, das Geld nicht in ganze Unis, sondern in einzelne Fachbereiche zu investieren, ist auch aus Sicht der Hochschulen sinnvoll. Denn keine Uni ist rundum toll und kann sich rühmen, sowohl in Forschung und Lehre als auch sämtlichen Fächern Spitzenleistungen zu erzielen.

Exzellent sind auch in den angelsächsischen Eliteunis nur einzelne Bereiche, die als Aushängeschilder glänzend dastehen, während andere Fächer in ihrem Schatten frieren. Deshalb ist es gerechter, das Geld nicht nur zehn handverlesenen Spitzenunis zu gewähren, sondern eine breite Konkurrenz zwischen wissenschaftlichen Fachbereichen zu fördern. Das belebt die inneruniversitäre Konkurrenz und jede Hochschule hat eine reelle Chance, in die deutsche Champions League aufzusteigen.

Die Aussicht, nicht den Wissenschaftsrat, sondern die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit der Oberaufsicht zu betrauen, ist erfreulich. Denn der DFG als Selbstverwaltungsorgan der Wissenschaft sind sachgerechtere Entscheidungen zuzutrauen als dem Wissenschaftsrat, in dem von 32 Mitgliedern die Hälfte aus der Politik kommt.

In der allseitigen Befriedigung dürfen jedoch die altbekannten Probleme der Hochschulen nicht aus dem Blick geraten. Exzellenzförderung folgt dem Prinzip, das zu unterstützen, was bereits gut läuft. Doch schlecht steht es weiterhin um die Lehre. Deshalb sind jetzt vor allem die Länder gefragt, ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen: zwei Millionen Studenten eine wenn schon nicht exzellente, doch wenigstens gute Hochschulbildung zu sichern. ANNA LEHMANN