Frische Kräuter besonders belastet: Quark mit Pestiziden
Die Belastung von Lebensmitteln mit Pestiziden nimmt zu. Besonders häufig über den Grenzwerten liegen frische Kräuter, die von außerhalb der EU importiert wurden.
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BERLIN taz | Frische Kräuter sind besonders häufig stärker mit Ackergiften belastet als erlaubt. 2009 beanstandeten die deutschen Behörden 20,7 Prozent der 276 untersuchten Proben wegen Überschreitung der zulässigen Rückstandshöchstgehalte. Das teilt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in seinem neuesten Bericht über Pestizidfunde mit.
Überdurchschnittlich hoch war die Quote demnach auch zum Beispiel bei Himbeeren mit 5,1 Prozent und Grapefruits mit 5,0 Prozent. Der Anteil der Beanstandungen an allen 16.866 Lebensmittelproben stieg im Vergleich zu 2008 leicht von 2,13 auf 2,15 Prozent.
Bei routinemäßig untersuchter Ware von außerhalb der Europäischen Union war die Quote höher: im Schnitt 6 Prozent. Produkte aus Deutschland dagegen kamen nur auf 0,8 Prozent und Proben aus anderen EU-Ländern auf 0,9 Prozent. "In Drittländern gibt es möglicherweise gar keine oder höhere zulässige Rückstandshöchstgehalte", erläuterte ein BVL-Sprecher. Zudem seien die Anwender der Pestizide dort oft nicht ausreichend geschult.
Johannisberen, Grapefruits und Mandarinen
Umweltschützern macht vor allem ein Ergebnis des Analysen Sorgen: Wie in den Vorjahren nahm auch 2009 die Quote der Lebensmittel zu, in denen die Chemiker mehr als einen Wirkstoff nachwiesen: von 36,4 auf 39,8 Prozent. Besonders hoch war der Anteil bei Johannisberen, Grapefruits und Mandarinen.
"Mehrere Chemikalien haben in der Kombination andere toxische Wirkungen als einzeln", sagt Carina Weber vom Pestizid-Aktionsnetzwerk. "Das wird aber bei der Festsetzung der Grenzwerte nicht erfasst." Indirekt räumt das auch das BVL ein. Das Amt schreibt, dass Konzepte "zur routinemäßigen Berücksichtigung von Mehrfachrückständen" noch entwickelt würden. "Aber auch damit wird man das Problem nicht in den Griff kriegen", warnt Pestizidexpertin Weber. "Wenn Bauern chemischen Pflanzenschutz betreiben, brauchen sie nun mal viele verschiedene Mittel."
Chemischer Pflanzenschutz kann Artenvielfalt nützen
Das könne auch gut für die Artenvielfalt sein: Bei einer größeren Auswahl an Pestiziden können Bauern gezielter wirkende Chemikalien einsetzen, um unschädliche Insekten und Pflanzen zu schonen. Außerdem lässt sich so leichter verhindern, dass Schädlinge resistent gegen ein Mittel werden. "Deshalb muss man ein anderes Anbausystem nutzen: die Biolandwirtschaft", sagt Weber.
Ökobauern müssen auf chemisch-synthetische Pestizide verzichten. Dass sie das auch tun, zeigt der Bericht der Behörden ebenfalls: Nur bei 0,1 Prozent der 1.260 Bioproben lagen die Rückstände so weit über den Limits, dass die Ämter sie beanstandeten. Damit ist die Quote bei konventionellen Lebensmitteln 22-mal so hoch wie bei Ökoware.
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