Friedensnobelpreis für Gore: Bush bleibt bei Klimapolitik
Die US-Presse freut sich über den Friedensnobelpreis für Al Gore und kritisiert die Umweltpolitik der USA. Bush gratulierte - doch die Klimapolitik will er nicht ändern.
WASHINGTON taz Es war nur eine Frage von Minuten. Kaum war bekannt geworden, dass Exvizepräsident und Klimaschützer Al Gore mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird, spekulierten bereits die Frühaufsteher unter den US-Bloggern, ob er nun ins Rennen um die Präsidentschaft einsteigen werde. Die Debatte ist nicht neu. Schon seit Jahren hoffen Fans des 59-Jährigen, dass er ein drittes Mal für das Weiße Haus kandidiert.
Gore hingegen blieb am Wochenende distanziert. Er wolle den Preis nutzen, um das Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels zu stärken, sagte er im kalifornischen Palo Alto. Auf Fragen nach einer Kandidatur ging er nicht ein. Gore hatte am Freitag gemeinsam mit dem UN-Klimarat den Friedensnobelpreis erhalten.
Die US-Presse nutzte den Jubel über Gores Auszeichnung, um US-Präsident George W. Bushs Klimapolitik zu kritisieren. Die Los Angeles Times kommentierte: "Gores Triumph ist ein Gradmesser für George W. Bushs schlechten Ruf." Es sei die Aufgabe von Regierungen, nach Lösungen für das Problem des Klimawandels zu suchen, schrieb die New York Times - "und die Regierungen, allen voran die Bush-Administration, haben kläglich versagt".
Bush gratulierte Gore zu seiner Auszeichnung. Der US-Präsident freue sich für Gore, sagte sein Sprecher Tony Fratto. Die Frage, ob die Auszeichnung zu einer Änderung der US-Klimapolitik führen werde, beantwortete er mit Nein. Die Vereinigten Staaten verursachen mehr als ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes.
Republikanische Denkfabriken wie die Washingtoner Heritage-Stiftung, nutzten unterdessen das britische Richterurteil vom Donnerstag, in dem Al Gores Film "Eine unbequeme Wahrheit" für fehlerhaft befunden wird, um Gores Thesen als "alarmistisch" darzustellen. Seine Aussagen über das Abschmelzen des Polareises und den Meerwasserstand stimmten nicht mit wissenschaftlichen Berechnungen überein.
Dagegen sagte Brian Hardwick, Sprecher der Klimaschutzorganisation, dem Al Gore sein Nobelpreisgeld zusagte: "Ich denke, es ist klüger für ihn, die Kampagne gegen den Klimawandel anzuführen, als eine Präsidentschaftskampagne zu starten."
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