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Archiv-Artikel

Freudenhaus soll aus Wandsbek raus

Tausend Wandsbeker Bürger protestieren gegen zwei dortige Bordelle. Die SPD applaudiert, die GAL spricht von Doppelmoral – und die CDU findet beim besten Willen keine christliche Position zum Thema

Tausend Unterschriften sind es geworden – tausend Unterschriften gegen „die Neuansiedlung und Erweiterung von Bordellbetrieben am Friedrich Ebert-Damm“ und seinen Nebenstraßen. Am Mittwoch hat die Bürgerinitiative „Wandsbek wehrt sich“ die Autogrammsammlung der Bezirksamtsleiterin Cornelia Schroeder-Piller (CDU) übergeben.

Wie die taz berichtete, hatte die Amtsleiterin einem Bordellbetreiber einen gültigen Vorbescheid für ein Etablissement in der Angerburger Straße erteilt, zudem kursieren noch nicht der Verwaltung zugestellte Pläne über einen Mega-Puff am Friedrich-Ebert Damm.

Applaus gab es für die Bürgerinitiative nun von der SPD: Deren Wandsbeker Bürgerschaftsabgeordneter Jan Balcke ermahnte die Bezirksamtsleiterin, „endlich zu handeln“, den Vorbescheid zu kassieren und jene Bordelle im Bezirk zu schließen, die über keine gültige Nutzungsgenehmigung verfügten. Schroeder-Piller aber sieht bei der Erlaubnis für das geplante Bordell in der Angerburger Straße keinen Ermessens- und Entscheidungsspielraum.

Den Grünen stößt der SPD-Beifall für die Bürgerproteste sauer auf: „Sexarbeit ist ein legales Gewerbe. Warum soll das Bezirksamt ein Bordell verhindern, wenn von ihm weder Gefahren ausgehen noch bisher Beschwerden vorlagen“, fragt sich die frauenpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Nehabat Güçlü. Sie fordert: „Die aufgeheizte doppelmoralische Debatte muss endlich beendet werden.“ Auch ihre Fraktionskollegin Christiane Blömeke wirft „SPD und Teilen der CDU“ vor, „Ängste der Bürger zu schüren“.

Dass sie nicht von der CDU insgesamt spricht, hat einen Grund: Wandsbeks Union ist in der Frage heillos zerstritten. Am Montag war die Fraktion daran gescheitert, sich auf zwei Anträge für die Bezirksversammlung zu einigen. Weder der Antrag für ein Gutachten zum „Bordellstandort Wandsbek“ noch die Forderung, zu prüfen, ob das nicht genehmigte „Geizhaus“ in der Angerburger Straße geschlossen werden kann, fanden eine Mehrheit. MARCO CARINI